Wenn man zum siebten Mal beim Supermarathon am Start steht, sollte man eigentlich abgeklärt sein. Doch der Ausstieg in Oberhof vor drei Jahren hat mich Demut gelehrt und so war ich aufgeregt wie lange nicht. Dabei war fast alles optimal im Vorfeld - mir ging es gut und die Wettervorhersage mit 14° und leicht bewölkt passte. Zwar hatte ich durch allerlei Erkältungen im März nicht so viele Kilometer, wie erhofft. Doch allerhand längere Läufer gaben ein beruhigendes Gefühl. Das Tochter und Schwiegersohn, dass erste Mal den Halbmarathon laufen wollten, steigerte die Vorfreude.
Im Vorfeld habe ich mich zum gemeinsamen Start mit Gabi verabredet, über deren ersten Supermarathon der MDR eine Reportage drehen wollte. So traf ich in Eisenach auf dem Markt neben vielen alten Laufbekannten auch die Fernsehleute und die Redakteurin, die Gabi umschwirrten.
Nicht zu weit hinten gestartet, kamen wir ohne Stau auf den Rennsteig. Bald merkte ich, dass es mit Gabi und mir nichts auf Dauer werden würde. Sie lief die Berge deutlich langsamer hoch als ich und gefühlt doppelt so schnell wie ich runter. Ich bremste sie nur etwas, nicht zu viel Kraft mit Überholmanövern zu verschenken, aber eigentlich brauchte sie mich nicht. Dafür stellte ich ihr verschiedene Lauflegenden vor: Roland Winkler, der schon 42 Mal den Supermarathon gelaufen ist und 1975 gewann oder Udo Pitsch, der sich gerade auf den Spartathlon vorbereitet und dessen Laufseite
marathon.pitsch-aktiv.de nicht nur viele Laufberichte sondern auch einen exzellenten Laufratgeber umfasst.
Am Inselsberg nach 25 Kilomtern und ca. 900 Höhenmetern befragt man beim Supermarathon das erste Mal intensiv seinen Körper. Die Antwort meines Körpers war, dass alles bestens wäre. Ich war zwar auch 5 Minuten langsamer als früher, aber das empfand ich eher als positives Zeichen. Die bis zum Inselsberg vergeudete Kraft, fehlt hinten vielfach. Den steilen Abstieg zur Grenzwiese flog mir Gabi davon und wurde nie wieder gesehen. An der Verpflegungsstelle vergewissert ich mich, sie nicht zu übersehen zu haben und 5 Kilometer weiter am Heuberg bestätigte mir das Fernsehteam, dass sie vor mir wäre. Sie hat ihren ersten Supermarathon in einer traumhafte 8:11 hingelegt. Eine Zeit, die ich nie erreicht hätte.
Hier findet man, die Reportage des MDR.
Ohne Begleitung gingen jetzt meine Gedanken zu Tochter und Mann auf die Halbmarathonstrecke. Jetzt müßte er im Ziel sein und bald auch sie. Hinterher erfuhr ich, dass er mit 2:12 nahezu eine Punktlandung hingelegt hatte, zumal es aus Startblock 7 die große Drängelei war. Eine andere Art von Punktlandung hatte das Töchterchen am Beerberg hingelegt, nämlich auf die Knie. Der erste Sanitäter verband das lädierte Knie noch. Der Wunsch nach einem Wechsel des durchbluteten Verbandes wurde an den Kreuzwegen aber mit Rennausschluss und dem Gutschein für eine siebenstichige Naht im Ziel beantwortet. Aber das erfuhr ich erst Stunden später.
Erst mal genoss ich den Lauf, der mir entspannter als in den Vorjahren erschien, vielleicht auch nur, weil ich einige Minuten langsamer unterwegs war. An der Ausspanne reichte ich Lauflegende Udo eine Cola, als er auf einer Bank seinen Schuh neu schnürte und meinte, er wäre platt. Ich traute mich jedoch nicht, ihm anzubieten, sich gemeinsam durchzuschlagen.
Nur ganz verschämt kamen nach Kilometer 50 die üblichen Fragen, warum ich mir das eigentlich antue. Doch hinter dem Grenzadler am Stein 16 meldeten sich wie beim ersten Supermarathon deutliche Krämpfe und zwangen zu kurzen Wandereinlagen. Zum Beerberg hoch war ich dann richtig breit und wanderte oft, wo andere noch liefen. Doch wenn man hinter Oberhof ist, weiß man, dass es geschafft ist. Was sind schon noch 16 Kilometer!
Das Bier an Schmücke und Kreuzwegen baute auf. Man freut sich mit Laufbekannten, dass man bald im Ziel ist. Ines, die mich überholte, konnte ich beruhigen, dass sie sicher unter 9 Stunden bleiben wird. Für mich wurde es fast noch knapp, denn keine zwei Kilometer vor dem Ziel kam noch ein letzter gewaltiger Krampfanfall.
Der Zieleinlauf war schön wie immer, die Uhr zeigte, dass ich auch brutto noch unter 9 Stunden bleiben würde und die Urkunde verkündete 8:57:23 Stunden. Die Zeit war nicht besonders gut, aber genug Grund bei der Party auf den Bänken das Rennsteiglied zu singen. Da wusste ich wieder, warum ich mir das antue.