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22.5.22

Rennsteig - Supermarathon

 Der Hamburg-Marathon sollte die Grundlage für die Entscheidung über den Supermarathon auf dem Rennsteig mit seinen 74 Kilometern sein. Coronabedingt fiel der für mich aus. Die Entscheidung hatte ich dennoch getroffen.

Nach zwei Jahren ohne Ultra und dafür mit kleineren Problemchen war ich mir unsicher, zumal auch die Supermarathons davor immer schwerer gefallen waren. Daher war mein einziges Ziel, in Würde in Schmiedefeld anzukommen.

Vor dem Start in Eisenach war es wie immer - man trifft alte Bekannte und wartet mit gemischten Gefühlen, dass es los geht. 

 Bis zum Inselsberg lief ich plaudernd mit Sandra und Caro. 

Auf dem Inselsberg fiel nach 25 Kilometern der Vergleich zu früheren Läufen positiv aus - es ging mir recht gut. Aber irgendwas ist immer. Beim Spießberg kam ich ins Straucheln und fiel die Länge nach in den Matsch - das war wenigstens weich.

An der Eberstswiese war die Hälfte geschafft und erstmals aß ich ein Würstchen. Das vertrieb scheinbar die  aufkommende Schwäche. Auch der Schreckensabschnitt vor Oberhof, zog sich weniger als sonst. In Oberhof traf ich meine Familie, was immer motivierend ist - nur noch 20 Kilometer, es ist fast geschafft.

An der Sommerwiese fiel mir ein Physio-Zelt auf. Sie schienen erfreut, dass jemand ihre Dienste in Anspruch nahm und massierten die Krampfanzeichen aus meiner Wade.

Hinter dem Beerberg, dem höchsten Punkt des Laufes, kann man eigentlich die letzten 12 Kilometer gut geradeaus und bergab laufen. Hier war ich jedoch platt und wanderte auch auf geraden Strecken viel. Dabei hatte ich kaum ein schlechtes Gewissen, die errechnete Zielzeit entsprach meinen Erwartungen.

Der Zieleinlauf in Schmiedefeld war auch beim zehnten Supermarathon phänomenal. Bei 9:43:25 Stunden war die Uhr stehen geblieben, das ist Platz 610 von 852 Männern und 38 von 69 in der Altersklasse.  Durch die Wandereinlagen war ich ziemlich entspannt und konnte die wie immer bombastische Party genießen.

9.7.19

Thüringenultra Staffel

Der Thüringenultra ist etwas Besonderes als liebevolle Ultraveranstaltung auf wunderschönen Strecken. Hier bin ich vor 12 Jahren meinen ersten Ultra mit Kathrin gelaufen. 45 Ultras später habe ich Sandra überzeugt, sich mit mir die 100 Kilometer zu teilen. Allerdings ist es keine echte Teilung. Sie muss 55 Kilometer laufen und außerdem etliche Höhenmeter mehr als ich auf meinen 45 Kilometern.

Wie einst klingelt mein Wecker, als die Laufpartnerin schon eine Stunde unterwegs ist. Ich fahre an die Strecke und sehe Sandra bei Kilometer 33 das erste Mal. Sie schimpft ein bisschen über die nicht endenden Berge, die sie bewältigt hat, und sieht noch gut aus.Zweimal treffe ich sie noch in Rennsteignähe, jubele ihr zu, versuche zu motivieren und meine wachsenden Anspannung im Griff zu halten.

In Floh-Seligenthal übernehme ich von ihr den Chip. Zwar ist es hier deutlich wärmer als auf den Bergen, doch ich fühle mich locker und komme gut die 400 Höhenmeter auf den ersten 6 Kilometer zur Ebertswiese. Bergab durch das Spittertal läuft es noch besser, die Uhr zeigt einen Schnitt von 5 min/km. Sandra hat mich in Tambach-Dietharz noch gar nicht erwartet und so muss ich auf des versprochene Eis verzichten.

Auch der Weg nach Finsterbergen läuft sich noch gut. Kurz vor der Halbzeit  dort wird es schwerer.  Ich freue mich, Sandra wieder zu sehen und wandere den nächsten Berg. Die Selbstbeobachtung gibt erste Alarmsignale, es wird noch hart.


Es motiviert immer wieder, seinen Staffelpartner an den Verpflegungsstellen zu treffen. In Tabarz ist plötzlich außerdem Udo vor mir auf der Strecke, der nur wortkarg erklärt, dass er nach 87 Kilometern platt wäre. Mir ist es peinlich, dass ich es schon nach 33 Kilometern bin. Sandra macht ein Bild von uns, auf dem wir besser aussehen, als wir uns fühlen.

Zwei Kilometer später ist bei mir die Luft völlig raus. Der Puls schießt in die Höhe und ist auch durch die Abkühlung an den von Anwohnern bereitgestellte Schüsseln nur kurz zu dämpfen.  Ich wandere weite Strecken und bin überrascht, dass ich auch dadurch nicht regeneriere.

Hinreichend lauferfahren kommt man aber auch so irgendwie in das Ziel. Den letzten Kilometer laufe ich wieder, Sandra begleitet mich  in das Ziel, wo nach 5:22  die Zeit für mich stehenblieb. 12:05 Stunden haben wir gemeinsam gebraucht. Doch zum leisesten Jubel kommt es nicht, schlägt doch ein Krampf auf der Ziellinie hart zu.


Natürlich drehen sich nun die Gedanken auf der Ursachensuche. Etwas wenig Laufkilometer in den Vorwochen sind sicher ein Grund. Wahrscheinlich kommt das warme Wetter auch noch erschwerend dazu, hatten doch nicht nur viele Läufer auf der Langstrecke sondern auch erfahrene Stafffelläufer ähnliche Probleme. Irgendwas ist halt immer.

19.5.19

Fast nur Spaß beim Supermarathon

Nachdem ich im vergangenen Jahr die halbe Strecke des Supermarathons krampfbedingt wandern musste, hatte ich in diesem Jahr einfach Bammel. Also drängte ich mich den SM-Neulingen Sandra und Ralf aus, sie zu begleiten. Dann kann ich vielleicht die eigene Schwäche auf die Begleiter schieben, oder so.

Die intensive Selbstbeobachtung in den Tagen davor, ließ wie immer das Schlimmste befürchten, aber früh um sechs Uhr auf dem Markplatz von Eisenach war wieder alles gut. Wie liefen zu dritt los und ich animierte die beiden zu verschiedenen Fotostopps - wir hatten ja Zeit.


Es war ein wunderbares Laufen, das Wetter war optimal, wir waren gut drauf und ich plauderte mit allerhand alten Laufbekannten, die man hier immer trifft.


Etwa am Inselsberg kommt die erste Selbstbeschau - wie fühle ich mich, was tut weh, wie ist die Motivation? Auf alle Fragen gab es Bestnoten, vielleicht weil ich auch wieder etwas langsamer als in den Vorjahren unterwegs war.

An der Grenzwiese wartete die  Familie und wir nutzen die Zeit für ein erneutes Fotoshooting. Auch die Hügel bis zu Ebertswiese zermürbten kaum. Ich hielt die beiden bergauf immer wieder zum Gehen an, um Kraft zu sparen. Vor der Ebertswiese begann Sandra immer mehr zu ziehen, während Ralf schwerer atmete.

Die Ebertswiese ist nicht nur Halbzeit sondern auch eine stimmungsvolle Verpflegungsstelle. Sandra verabschiedete sich nach vorn und wir liefen locker hinterher. Der Punkt wo im letzten Jahr die Krämpfe kamen, lag hinter uns und ich rechnete, dass wir jetzt auch mit Wandern im Zeitziel ankommen würden.

Bei Kilometer 50 ging es Ralf wieder gut und ich war recht platt, aber doch auch nicht so schlimm, wie es früher schon war. Ab und zu mußte Ralf jetzt mit mir gehen, wo er noch gelaufen wäre.

Hinter Oberhof wird es emotional immer besser. Man weiß, dass man das Ziel erreicht. Es geht bergan zum Beerberg und man darf ohne schlechtes Gewissen gehen. Ich hatte noch Luft mit Jörg zu schwatzen, der immerhin mal den Spartathlon gefinisht hatte.


Auf dem Beerberg war der höchste Punkt erreicht. Jetzt konnte eigentlich kaum noch was passieren. Doch da tat es einen Schlag, ich stürzte, stütze mich mit den Händen ab und schlug doch noch mit dem Gesicht auf. Gleich standen viele Läufer um mich herum und halfen mir auf. Das Blut stömte mir vom Kinn auf das Shirt und ich musste mich etwas schütteln, um den Schock zu vertreiben. Vorsichtige Schritte zeigten, das Laufen weiter möglich war. Ich wanderte einige hundert Meter bis zur nächsten Sanistelle. Die Jungs von der Bergwacht verpflasterten mich.


Irgendwie liefen wir weiter. Ralf weigerte sich seine Kraft zu nutzen und mir zu enteilen. So musste er meinen Versehrtentrott mitmachen. Groß war der Schreck, als er vor dem letzten Anstieg plötzlich auch lang lag. Aufgeschürfte Knie sind beim Laufen lästiger als ein offenes Kinn. Aber auch das ging und wir strebten gemeinsam dem Ziel entgegen, das mir beim Einlauf wieder die Tränen in die Augen trieb.


Die Zeit von 9:34 Stunden ist nun nicht so toll, aber das war nicht erst bei der Party nebensächlich.

2.7.18

Fast 6 Stunden, fast Genuß

Wenn eine Veranstaltung als 6-Stunden- Ausdauer- und Genußlauf angeboten wird, sollte man skeptisch sein. Da meine Partnerin für den Thüringen Ultra abgesprungen war, entschloss ich mich Anfang der Woche am Sonnabend in Plaue Runden zu drehen. Ich freute mich dabei, wieder mit Gabi länger zu schwatzen und fuhr ansonsten ohne große inner Spannung nach Plaue.

Dort hat sich eine sehr überschaubare Gruppe für die 2-Kilometer-Runde versammelt. Eigentlich ist es schade, denn die Veranstaltung ist wohlorganisiert und mit Liebe gemacht.


Nach dem ersten Kilometer im 5er Schnitt zweifelt ich, ob es ein wirklich guter Gedanke war, mit Gabi zu laufen. Doch dann wurde sie etwas langsamer, aber immer noch schneller als mein Wohlfühltempo ist. Zu zweit zu laufen ist angenehm, wenn man viele Stunden vor sich hat. Doch nach 24 Kilometern war der Punkt erreicht, dass ich sie ziehen lassen musste.

Das hohe Anfangstempo rächte sich bei Kilometer 30, doch eine kleine Gehpause lies die Kraft zurück kommen. Schlimmer waren die deutlichen Krampfanzeichen bei Kilometer 37. Nach den Erfahrungen beim Rennsteig wechselte ich in den Wanderschritt und beschloss nach dem Marathon aufzuhören. Nach über einer Wanderrunde lief es wieder, doch da war die Motivation weg. Hatte ich die 35 Kilometer bei 3:32 h passiert, so erreichte ich die Marthonmarke bei 4:30 Stunden. Ein bißchen besser, hätte es bei Marathon Nr. 90 eigentlich sein können.

29.5.18

Krampfhafter Supermarathon

Eigentlich hätte alles perfekt werden können. Mit 800 Kilomtern und allerhand langen Läufen war ich ganz gut vorbereitet, keinesfalls schlechter als in den Vorjahren. Die Vorhersage mit 20° im Schmiedefelder Ziel entsprach meinen Vorstellungen und ich war erstaunlich unaufgeregt.


Das Prozedere in Eisenach ist bekannt, wenn ich auch nicht viel Zeit vor dem Start hatte. Die Sonne beleuchtet die Turmuhr, der Hubschrauber kreist, man hat allerhand Lauffreunde begrüßt und sich mit ihnen abgelichtet.


Dann  geht es entspannt los und man saugt noch die Stimmung  ein, bevor es bergan aus Eisenach hinaus geht. Irgendwann hat mein einen Blick auf die Wartburg im Morgenlicht.



Über ein Shirt vom Two Oceans Marathon fand ich eine Begleiterin  und gefühlt recht schnell war der Inselsberg erreicht.

Zwischen Kreuz und Ebertswiese setzte das Desaster ein. Ich weiß nicht, ob zuerst der Mann mit dem Hammer da war oder die einsetzenden Krämpfe. Jedenfalls war erst einmal eine Gehpause nach der Verpflegungsstelle Ebertswiese angesagt. Nach der Nahrungsaufnahme war zwar der Hammermann weitgehend verschwunden, aber jeder Versuch mehr als bergab leicht zu joggen, wurde sofort mit wachsenden Krämpfen bestraft. Psychologisch war es ein ganz schönes Problem, sich nun noch 35 km durchschlagen zu müssen und stets überholt zu werden.

Hinter dem Sperrhügel traf ich Jens, der umzugsbedingt nur wenig trainiert hatte und ans Aufgeben in Oberhof dachte. Einmal hatte ich dort aufgehört und mich dann so darüber geärgert, dass dies keine Option  für mich war. Also ging es im stoischen Selbstbeobachtungsmodus halb wandernd halb joggend weiter.

 Am Beerberg erschein eine Zeit von 9:45 Stunden realistisch. Allerdings weigerte sich der Körper auf den letzten 5 km auch nur krampffrei zu joggen. Wenigstens in der Zielgasse konnte ich wieder laufen und freute mich über die selbst mir zujubelnden Zuschauer, über die meinen Namen nennende Sprecherin und vor allem darüber, nach 9:59 Stunden endlich da zu sein.

Es muß ja nicht immer einfach sein. Bei der Party konnte ich wieder auf die Bänke steigen - es war also nicht so schlimm.


16.5.18

Traumhafte Harzquerung

Vor 10 Jahren bin ich das erste Mal die Harzquerung von Wernigerode nach Nordhausen gelaufen. Fast nichts hat sich seit damals geändert - naja, die Bäume sind etwas größer geworden und die DDR-Turnhalle "Unter den Zindeln" in Wernigerode wurde durch einen Neubau ersetzt. Damit man den nicht dreckig macht, gibt es jetzt die Startunterlagen 200 Meter weiter. Wobei Startunterlagen ein großes Wort ist - es gibt eine kleine Startnummer ohne Werbung, was sehr angenehm ist, einen Wollfaden und einen gelochten Papierstreifen als Gepäckanhänger. Auch die Internetseite aus dem Jahr 2004 wurde nur durch neuere Ergebnisse ergänzt und hat ansonsten ihren Charme behalten.


 Wie immer legt man sein Gepäck am Start auf einen Haufen in eine Bushaltestelle, ohne das irgendjemand sichtbar wäre, der sich darum kümmert. Aber natürlich kommt alles zuverlässig in Nordhausen oder für die Kurzstrecke in Benneckenstein an. Kein Bürgermeister hält vor dem Start Reden und kein Lautsprecher plärrt. Irgendwann fällt ein Schuß und es geht los.


Auf den ersten drei Kilometern hat man 250 Höhenmeter und einige querliegende Bäume, aber das ist im Mittelfeld egal. Meinem Begleiter Ralf gebe ich die Parole Mitrollen aus. Er hat nur 25 Kilometer und zieht etwas. Wie genießen die grünende Natur bei sonnigem und kühlen Laufwetter. Leider geht es nicht über den Damm der Talsperre. Überhaupt gibt es doch einige kleine Streckenänderungen, da wohl auf dem normalen Weg einige Bäume quer liegen. An der ersten Verpflegungsstellen nach 11 Kilometern gibt es wie immer die Getränke aus den Restbeständen der DDR-Grenztruppen.


Irgendwann überholen wir Roland Winkler. Der heute 71-jährige flog mit 25 Jahren aus dem DDR-Laufkader wegen Perspektivlosigkeit. Er lief den Marathon damals nur in 2:17 Stunden. Ich treffe ihn immer etwa an der gleichen Stelle und jedes Mal erzählt er spannende Geschichten.

Bei Kilometer 20 biegt Ralf Richtung Benneckenstein ab. Ich hatte ein wenig Angst, nun allein laufen zu müssen. Aber mir geht es gut. Nur die geschätzte Zielzeit von 6 Stunden korrigiere ich etwa nach hinten. Die zweite Hälfte der Strecke ist eigentlich die schönere. Immer wieder führt die Strecke über kleine Brücken und Pfade, die anderswo Trails heißen.

Hinter dem Sophienhof bei Kilometer 30 geht es 4 Kilometer bergab, anfangs einen herrlichen Hangweg und dann neben der Harzquerbahn entlang. Es geht mir gut, doch auf Strava sehe ich, dass ich früher eine Minute pro Kilometer schneller war. Dafür ist es dieses Jahr hier besonders buchengrün.

Ab Kilometer 34 geht es auf den Poppenberg - 4 Kilometer mit 300 Höhenmetern. Anfangs geht es mir gut, doch oben wird es zäh. Ich futtere mein letztes Gel. Der steile Abstieg fällt mir schwer, mir schmerzen die älter gewordenen Knie. Als der Weg besser wird, geht es mir auch wieder besser.


Die letzten Kilometer geht es mir besser, als bei früheren Harzquerungen. Ich weiß um die letzten drei frühlingshaften Hügel, die im Profil nur unscheinbar wirken. Nach 6:17 Stunden laufe ich über die Ziellinie, die nicht vorhanden ist und nehme statt einer Medaille den Stift und den Aufnäher in Empfang. Eigentlich braucht man in den nächsten 10 Jahren auch nichts ändern.


6.4.18

Zwischen zwei Ozeanen

Zu den Traumläufen auf dieser Welt gehört der Two Oceans Marathon in Kapstadt, der mit 56 Kilometern ein Ultra ist. Irgendwie war es Glück, dass  an einem trüben Novemberabend bei der Urlaubplanung die Anmeldeeröffnung kurz bevor stand. Zwei Tage nach der Eröffnung war der Lauf ausgebucht und die Flüge deutlich teurer. Auch das Park Inn im Stadteil Newlands war teurer als normal, hatte aber den Vorteil direkt am Start zu liegen, wenn auch die unmittelbare Umgebung touristisch weniger interessant ist.


Der Start um 6.30 Uhr war in der Dämmerung. Zuvor waren schon 14.000 Halbmarathonläufer auf die Strecke gegangen, die allerdings weniger spektakulär war als der lange Kanten. Gänsehaut lief über den Rücken, als 10.000 Läufer kurz vor dem Start die südafrikanische Nationalhymne sangen.


Die ersten Kilometer durch Vororte waren nur interessant durch das ungewohnte Stadtbild. Das Feld zog sich kaum auseinander und man konnte lange nicht frei laufen. Doch dann erschienen in der Ferne im kitschigen Morgenlicht die Muizenberge, auf die man viele Kilometer zulief. Ich traf Michaela, die ich in Marburg kennen gelernt hatte und wir liefen die nächsten Kilometer zusammen.


Bei Kilometer 16 erreichten wir den Indischen Ozean, was falsch ist. Die Bucht heißt False Bay, denn der südlichste Zipfel Afrikas ist nicht das Kap der guten Hoffnung, so dass auch dies eigentlich noch der Atlantische Ozean und somit der ganze Laufname ein Schwindel ist. Doch so genau wollen wir mal nicht sein, zumal der Wind uns teils kräftig von der Seite anbließ. Der falsche Indische Ozean ist recht rau und es gibt nur wenige Badebuchten. Als Binnenländer sind vier Kilometer am Meer aber an sich schon etwas Besonderes.


Nach Kilometer 22 bogen wir in ein langes Tal ab, um die Kaphalbinsel zu überqueren. Es wurde welliger und ab Kilometer 27 ging es stetig bergan, doch auch bald wieder bergab zum Atlantischen Ozean. Zuvor gab es an einer Verpflegungsstelle die einzige feste Nahrung - gekochte Kartoffeln. Mit Gels und Gummibärchen hatte ich zum Glück für Eigenverpflegung gesorgt.


Dann begann der Chepmans Peak Drive, eine spektakuläre in den Fels geschlagene Küstenstraße, die sich zuerst über viele Kilometer bergauf hinzog und die ich teilweise wanderte. Oben begrüßte uns eine witzige afrikanische Band.


Wo es hoch geht, geht es auch wieder runter und die nächsten Kilometer bis zur Marathonmarke in Hout Bay wurden die schnellsten des Laufes. Der langsamste Abschnitt folgte aber auf den nächsten 5 Kilometern zum Pass Constantia Nek, um die Halbinsel wiederum zu überqueren. Hier war es windstill und die südliche Sonne schien vom fast wolkenlosen Himmel. Oben hatte ich irgendwie keinen Blick mehr für den herrlichen Wald.

Die letzten zehn Kilometer gingen natürlich nicht nur bergab, sondern fiese kleine Wellen bauten sich immer wieder auf und machten mürbe und zerstörten die zwischenzeitliche Hoffnung auf eine Zeit deutlich unter 6:30. Doch irgendwann war das Ziel erreicht und die 6:28 (Netto 6:24) entsprach genau der Vorhersage.


Spektakulär war der Zielschluss nach 7 Stunden. Jeder, der nur einen Meter davor war, wurde mit einem gnadenlosen DNF bestraft. Das macht wohl auch für viele mittelmäßige Läufer die Herausforderung aus.

4.3.18

50 km Lückenfüller

Irgendwie brauchte ich vor dem Two Ocean Marathon noch einen langen Wettkampf. Anfang März ist dafür das Angebot irgendwie begrenzt. Fünf Runden zu je 10 Kilometer beim Lahntallauf in Marburg waren daher für mich irgendwie so alternativlos wie die Groko für die SPD.

Spätestens als Lizzy ihr Kommen ankündigte, freute ich mich richtig auf den Lauf. Ihr geplantes Lauftempo entsprach dem meinen. Ich bedauerte nur, dass sich sich auf den Halbmarathon beschränken wollte.

Etwas knapp vor dem Start angekommen, standen wir recht weit hinten im Feld der 700 Läufer, von denen aber nur je 250 ein oder zwei Runden vorhatten. Mit Lizzy plaudernd vergingen die ersten beiden Runden. Lizzy war am Ende froh, dass sie es geschafft hatte und mir gruselte vor den verbleibenden drei Runden.

Ich versuchte erstmal die nur recht leere Runde zu genießen. Allerdings waren die platten Lahnwiesen, das Gewerbegebiet und der Radweg an der Bundesstraße nur begrenzt interessant. Doch das Wetter mit Temperaturen knapp unter Null Grad war nach den eiskalten Vortagen fast angehm.

Auch die dritte Runde verkürzte mir bald ein Mitläufer und nur noch 20 Kilometer klang dann schon gut. Bei Kilometer 35 lief ich auf das Mädel im Shirt des Two Oceans Marathons auf, mit der ich schon in der ersten Runde einige Worte wechselte. Ich passte mich dem Tempo von Michaela an und lauschte ihren Erfahrungen. Dabei gingen wir auch immer mal einige Schritte.

Die Bummelrunde hatte einen positiven Effekt und ich begann die letzte Runde fast euphorisch, überholte noch einige Läufer und nur an den drei Verpflegungsstellen ging ich ein Stück.

Nach 5:28 h lief ich in das Ziel - genau im vorher geschätzten Bereich. Allerdings ist Platz 46 von 56 Läufern nicht so toll, aber um diese Jahreszeit laufen wohl nur Freaks 50 Kilometer.

19.6.17

50 Kilometer sind irgendwie auch ok

Da der Ausdauer- und Genußlauf in Plaue schon das dritte Mal stattfand, hatte ich ein schlechtes Gewissen, noch nie bei den Lauffreunden im Nachbarort gestartet zu sein. Dieses Jahr passte es als Füll-Ultra gut in den Plan.

Es war eine dieser kleinen Veranstaltungen mit viel Liebe und Engagement, bei denen das Verhältnis zwischen Läufern und Helfern fast 1:1 ist. Es reicht dort 15 Minuten vor Beginn anzukommen - Parken, Anmeldung und Start liegen unmittelbar nebeneinander und man hat noch Zeit ein paar Worte zu wechseln.

Da 6 Stunden lang werden konnten, suchte ich mir einen Mitläufer zum quatschen. Der war mir zwar minimal zu schnell, aber bevor ich allein laufe, zog ich mit. Bei einem Boxenstopp bei Kilometer 15 verlor ich ihn. Die Zeit wurde dennoch nicht lang, man wurde gelegentlich von den Führenden überholt oder lief selbst an anderen Läufern vorbei, dich ich gern auch ein Stück begleitet. Auch meinen ersten Mitläufer überholte ich, als er nun ging - es war wohl auch zu schnell für ihn gewesen.


So ging es bis Kilometer 35, doch dann kam der Mann mit dem Hammer. Die Unterzuckerung konnte ich zwar mit Kuchen und Cola ausgleichen, doch war der Riemen runter und die Verpflegungspausen wurden immer länger.

Gabi, die letztes Jahr hier gewann, hatte mir mindestens 50 Kilometer aufgetragen. Auch die letzten beiden Runden mit Jens motivierten mich nicht, noch weiter zu laufen. Nach 5:23 Stunden beendete ich den Lauf, etwas frustriert, dass es recht schwer war. Die relativ wenigen Kilometer nach dem Rennsteig gepaart mit einem längeren Lauf am Montag waren wohl die Gründe. Aber 50 Kilometer sind auch irgendwie ok.

22.5.17

Supermarathon: Früher war ich mal schneller

Matthias Schulze läuft seinen 40. Supermarathon auf dem Rennsteig und deshalb widmete ihn die Regionalzeitung eine ganze Seite. So stand ich bei meinem achten Start faktisch als Frischling auf dem Eisenacher Marktplatz. Eigentlich fühlte ich mich gut und hatte hinreichend viele Kilometer dieses Jahr  zurückgelegt. Die Hitze und das Unwetter der Vortage war vorbei. Doch der Ausstieg vor drei Jahren in Oberhof hat mich Demut gelehrt. In Würde Ankommen war das Ziel.


Die üblichen Begrüßungen untereinander vor dem Start waren vertraut. Ich sah Inga und Thielo und wieder einmal erkannten mich einige Läufer, bei denen ich nur vage Vorstellungen habe, woher ich sie kenne. Aber keiner war dabei, der als Opfer in Frage kam, mit mir die nächsten Stunden laufend zu verbringen.

Einen richtigen Plan hatte ich nicht, als ich allein unter 2.000 Läufern loslief. Bald war Gabi neben mir, mit der ich vergangenes Jahr bis zum Inselsberg lief, bevor sie mir wegrannte. Dieses Jahr ließ ich sie schnell ziehen, als ich Dagmar und Silvo überholte, die ich für Mario und Christin verließ bis Sandra kam, die von Petra abgelöst wurde. Außerdem waren da noch einige andere, die ich erwähnen müsste. Bis zum Inselsberg wechselte ich so zwischen den Lauffreunden hin und her. Dabei war ich keineswegs zu schnell – auf dem Inselsberg war ich viel später als jemals zuvor. Dafür lag der Turm in der Sonne und hob die Stimmung weiter.
Die Bummelei hatte den schönen Effekt, dass ich mich so frisch wie noch nie fühlte und nun viele Hügel hoch lief, die ich eher wandernd in Erinnerung habe. Die Sonne schien und an der Verpflegungsstelle Possenröder Kreuz ist der einsame Bläser durch eine ganze Kapelle ersetzt worden.

Ein Ultra wird im Kopf gelaufen. Wenn man denkt, „Nur noch ein Marathon“ und dann „Nur noch 30 Kilometer“, ist alles in Ordnung. Nun waren Carsten und Ines in meiner Nähe und da war auch schon Oberhof. Die fehlende Zeit vom Inselsberg hatte ich nicht wesentlich hereinlaufen können. So ein bisschen rechnete ich, ob es noch 9 Stunden werden, was ja immerhin im letzten Jahr meine schlechteste Zeit war. Konstanze, mit der ich viele Kilometer lief, hatte sie fest im Blick. Doch irgendwie war es mir nicht wert, mich dafür zu quälen und  so ließ ich Konstanze ziehen.

Vor dem Beerberg fiel ich letwas länger in den Wanderschritt als die anderen noch liefen und hatte erstmalig das Gefühl zurück zu fallen. Kurz vor der Schmücke stellte sich der übliche Krampf ein, was eine längere Gehpause verursachte. An der letzten Verpflegungsstelle nahm ich den obligatorischen Becher Bier, der auch nicht durch zügige Laufbewegungen gefährdet werden durfte. Das Vorhaben, mit Carsten gemeinsam ins Ziel zu laufen, scheiterte an der nach 70 Kilometern mangelnden Geschwindigkeitsregulierung.


Da war es dann auch, das schönste Ziel der Welt, das mir wieder kleine Freudentränen beim Zieleinlauf entlockte – selbst wenn ich 10 Minuten länger als im Vorjahr gebraucht habe. Auch dass Cabo an der Gepäckwiese meinte, ich wäre doch sonst schneller gewesen, störte mein Wohlbefinden nicht -  in Würde mit Freude angekommen!

18.7.16

6 Stunden wenig motiviert

So richtig hatte ich ja keine Lust auf den 6-Stundenlauf bei den Jüngern von Sri Chimnoy in Berlin. Doch nach wenigen langen Läufen nach dem Rennsteig-Supermarathon brauchte ich vor dem Rennsteig-Etappenlauf im August noch eine ernsthaftere Belastung. Ein Wettkampf ist außerdem eine gute Begründung, im Familienurlaub das Laufen zu begrenzen. Ein netter Landschaftmarathon war zwischen Thüringen und Ostsee an diesem Wochenende leider nicht zu finden und geografisch paßte der Lauf in Berlin einfach optimal. Unter Berücksichtigung der Wettervorhersage war das Minimalziel, einen Marathon zu laufen und sich dann irgendwie noch etwas weiter zu schleppen.


Als ich am Nachmittag auf den Gelände der ehemaligen Radrennbahn in Berlin-Weißensee ankam, stach die Sonne vom Himmel. Das Thermometer zeigte über 25° und die 24-Stundenläufer, die seit drei Stunden auf der Strecke kreiselten, sahen schon schlecht aus. Mit ca. 50 Mitläufern startete ich 15 Uhr. Ich trottete so vor mich hin, kannte niemand und verfluchte die Sonne. Die Strecke führte durchaus abwechslungsreich zwischen verschiedenen Sportanlagen entlang. Das Umfeld und vor allem der alte Eingangsbereich des Areals wirkten dagegen irgendwie wie ein lost place. 


 Die bei jeder  Ein-Kilometer-Runde gewässerte Mütze linderte das Leid, während sich die Pace bei 5:40 min/km pendelte. Zum Glück zogen nach einer Stunde Wolken auf. Das Laufen wurde leichter aber nicht leicht. Eine kurze Motivation kam auf, den Halbmarathon unter 2 Stunden zu laufen, was bis auf wenige Sekunden auch gelang. Irgendwann kam man dann doch mal in das Quatschen, aber die Mitläufer waren ähnlich geschlaucht wie ich. Ich mußte mich immer wieder zum Essen zwingen, den eigentlich mochte ich gar nichts bei der Wärme. Dabei war das Buffet wie immer bei den Sri-Chimnoys perfekt und ließ keine Wünsche offen.


Mangels Ablenkung orientierte ich mich an der Uhr, was ich eigentlich hasse. 26 Kilometer unter 2:30 Stunden, 31 km unter 3 Stunden - geklappt. Doch bei der Verpflelgungsaufnahme nach 31 Kilometer machte meine Kreislauf leichte Kapriolen, was mich zu einer Gehrunde veranlasste. Die erbaulichen Gesänge der Mädels des Gurus bauten nur wenig auf.

Die Besetzung wechselte, die Musikrichtung blieb.

Danach ging es wieder, wenn auch nicht gut. Ich vertrödelte noch etwas Zeit, mir bei den Sanis Vaseline geben zu lassen. Mies vorbereitet, hatte ich nicht mal ein Ersatzshirt dabei -  und dass bei einem Lauf, wo man jeden Kilometer an seiner Tasche vorbei kommt.  Die Marathon-Marke passierte ich nach 4:16 Stunden.

Diesmal schon - sorry Guru
Dann war Kreislauf und Motivation wieder im Keller. Ohne schlechtes Gefühl beschloss ich, noch 3 Runden zu gehen, um die  45 Kilometer voll zu machen und dann mit einem schönen Abendessen den Urlaub zu beginnen.

Mit Marathonlegende Horst Preisler

Am nächsten Vormittag mußte ich dann aber noch mal auf das Gelände. Die 24-Stunden-Läufer kreisselten immer noch. Einer der Starter, Horst Preisler, der mit 81 Jahren ca.  2000 Marathons gelaufen ist, machte gerade eine Pause. Er wird schließlich 62 km bewältigt haben. Ich freue mich auch Margitta zu sehen, die von der warmen Nacht beim 12-Stundenlauf berichtet. Doch auch da zaudere ich kaum mit mir.

22.5.16

Rennsteiglauf - Irgendwas ist immer

Wenn man zum siebten Mal beim Supermarathon am Start steht, sollte man eigentlich abgeklärt sein. Doch der Ausstieg in Oberhof vor drei Jahren hat mich Demut gelehrt und so war ich aufgeregt wie lange nicht. Dabei war fast alles optimal im Vorfeld - mir ging es gut und die Wettervorhersage mit 14° und leicht bewölkt passte. Zwar hatte ich durch allerlei Erkältungen im März nicht so viele Kilometer, wie erhofft. Doch allerhand längere Läufer gaben ein beruhigendes Gefühl. Das Tochter und Schwiegersohn, dass erste Mal den Halbmarathon laufen wollten, steigerte die Vorfreude.



Im Vorfeld habe ich mich zum gemeinsamen Start mit Gabi verabredet, über deren ersten Supermarathon der MDR eine Reportage drehen wollte. So traf ich in Eisenach auf dem Markt neben vielen alten Laufbekannten auch die Fernsehleute und die Redakteurin, die Gabi umschwirrten.


Nicht zu weit hinten gestartet, kamen wir ohne Stau auf den Rennsteig. Bald merkte ich, dass es mit Gabi und mir nichts auf Dauer werden würde. Sie lief die Berge deutlich langsamer hoch als ich und gefühlt doppelt so schnell wie ich runter. Ich bremste sie nur etwas, nicht zu viel Kraft mit Überholmanövern zu verschenken, aber eigentlich brauchte sie mich nicht. Dafür stellte ich ihr verschiedene Lauflegenden vor: Roland Winkler, der schon 42 Mal den Supermarathon gelaufen ist und 1975 gewann oder Udo Pitsch, der sich gerade auf den Spartathlon vorbereitet und dessen Laufseite marathon.pitsch-aktiv.de nicht nur viele Laufberichte sondern auch einen exzellenten Laufratgeber umfasst.

Am Inselsberg nach 25 Kilomtern und ca. 900 Höhenmetern befragt man beim Supermarathon das erste Mal intensiv seinen Körper. Die Antwort meines Körpers war, dass alles bestens wäre. Ich war zwar auch 5 Minuten langsamer als früher, aber das empfand ich eher als positives Zeichen. Die bis zum Inselsberg vergeudete Kraft, fehlt hinten vielfach. Den steilen Abstieg zur Grenzwiese flog mir Gabi davon und wurde nie wieder gesehen. An der Verpflegungsstelle vergewissert ich mich, sie nicht zu übersehen zu haben und 5 Kilometer weiter am Heuberg bestätigte mir das Fernsehteam, dass sie vor mir wäre. Sie hat ihren ersten Supermarathon in einer traumhafte 8:11 hingelegt. Eine Zeit, die ich nie erreicht hätte. Hier findet man, die Reportage des MDR.

Ohne Begleitung gingen jetzt meine Gedanken zu Tochter und Mann auf die Halbmarathonstrecke. Jetzt müßte er im Ziel sein und bald auch sie. Hinterher erfuhr ich, dass er mit 2:12 nahezu eine Punktlandung hingelegt hatte, zumal es aus Startblock 7 die große Drängelei war. Eine andere Art von Punktlandung hatte das Töchterchen am Beerberg hingelegt, nämlich auf die Knie. Der erste Sanitäter verband das lädierte Knie noch. Der Wunsch nach einem Wechsel des durchbluteten Verbandes wurde an den Kreuzwegen aber mit Rennausschluss und dem Gutschein für eine siebenstichige Naht im Ziel beantwortet. Aber das erfuhr ich erst Stunden später.

Erst mal genoss ich den Lauf, der mir entspannter als in den Vorjahren erschien, vielleicht auch nur, weil ich einige Minuten langsamer unterwegs war. An der Ausspanne reichte ich Lauflegende Udo eine Cola, als er auf einer Bank seinen Schuh neu schnürte und meinte, er wäre platt. Ich traute mich jedoch nicht, ihm anzubieten, sich gemeinsam durchzuschlagen.

Nur ganz verschämt kamen nach Kilometer 50 die üblichen Fragen, warum ich mir das eigentlich antue. Doch hinter dem Grenzadler am Stein 16 meldeten sich wie beim ersten Supermarathon deutliche Krämpfe und zwangen zu kurzen Wandereinlagen. Zum Beerberg hoch war ich dann richtig breit und wanderte oft, wo andere noch liefen. Doch wenn man hinter Oberhof ist, weiß man, dass es geschafft ist. Was sind schon noch 16 Kilometer!

Das Bier an Schmücke und Kreuzwegen baute auf. Man freut sich mit Laufbekannten, dass man bald im Ziel ist. Ines, die mich überholte, konnte ich beruhigen, dass sie sicher unter 9 Stunden bleiben wird. Für mich wurde es fast noch knapp, denn keine zwei Kilometer vor dem Ziel kam noch ein letzter gewaltiger Krampfanfall.



Der Zieleinlauf war schön wie immer, die Uhr zeigte, dass ich auch brutto noch unter 9 Stunden bleiben würde und die Urkunde verkündete 8:57:23 Stunden. Die Zeit war nicht besonders gut, aber genug Grund bei der Party auf den Bänken das Rennsteiglied zu singen. Da wusste ich wieder, warum ich mir das antue.


2.5.16

Harzquälung 2016

Läufer haben immer gute Gründe, warum es nicht läuft. Bei mir war es diesmal wohl eine aufziehende Erkältung und der Bilsteinmarathon vor zwei Wochen. Die Verabredung mit einem Freund zusammen die Harzquerung zu laufen und die Anreise nach Wernigerode mit der Harzquerbahn waren aber auch zu verlockend.

Mit der Harzquerbahn nach Wernigerode

Am Start
Die Harzquerung hat in den 37 Jahren ihres Bestehens kaum Veränderungen erlebt und wie immer ertönte ohne Vorwarnung der Startschuss. Schon auf den ersten Kilometern wurde klar, dass der Körper geschwächt war und es eine Quälerei würde. Ich bremste meinen Lauffreund etwas ein und vertraute der Erfahrung. Bei den bisherigen beiden Teilnahmen kam ich mit den Verpflegungsstellen alle 10 km gut zurecht. In diesem Jahr spürte ich die Unterzuckerung vor jeder Verpflegung. Wir lagen bis zur Hälfte noch ganz gut in der Zeit, wobei ich die beiden wegebedingten Mehrkilometer nur erahnte.

Poppenberg - der höchste Punkt
Dennoch wusste ich, dass ich breit bin. In so einem Fall macht der Körper alles, um einen vom Weiterlaufen abzubringen. Diesmal waren es Krämpfe bei Kilometer 43 hinter dem Poppenberg. Ich fügte mich in mein Schicksal und mogelte mich bergan gehend und bergab trabend in das Ziel.



Die Zeit von 6:24 Stunden ist eine Stunde langsamer als vor 8 Jahren und eine halbe Stunde langsamer als vor 3 Jahren im Regen. Erstaunlich, dass es immer noch Platz 29 von 50 in der Altersklasse war. Mit meiner Bestzeit von einst hätte ich die Altersklasse gewonnen – hätte.