19.5.19

Fast nur Spaß beim Supermarathon

Nachdem ich im vergangenen Jahr die halbe Strecke des Supermarathons krampfbedingt wandern musste, hatte ich in diesem Jahr einfach Bammel. Also drängte ich mich den SM-Neulingen Sandra und Ralf aus, sie zu begleiten. Dann kann ich vielleicht die eigene Schwäche auf die Begleiter schieben, oder so.

Die intensive Selbstbeobachtung in den Tagen davor, ließ wie immer das Schlimmste befürchten, aber früh um sechs Uhr auf dem Markplatz von Eisenach war wieder alles gut. Wie liefen zu dritt los und ich animierte die beiden zu verschiedenen Fotostopps - wir hatten ja Zeit.


Es war ein wunderbares Laufen, das Wetter war optimal, wir waren gut drauf und ich plauderte mit allerhand alten Laufbekannten, die man hier immer trifft.


Etwa am Inselsberg kommt die erste Selbstbeschau - wie fühle ich mich, was tut weh, wie ist die Motivation? Auf alle Fragen gab es Bestnoten, vielleicht weil ich auch wieder etwas langsamer als in den Vorjahren unterwegs war.

An der Grenzwiese wartete die  Familie und wir nutzen die Zeit für ein erneutes Fotoshooting. Auch die Hügel bis zu Ebertswiese zermürbten kaum. Ich hielt die beiden bergauf immer wieder zum Gehen an, um Kraft zu sparen. Vor der Ebertswiese begann Sandra immer mehr zu ziehen, während Ralf schwerer atmete.

Die Ebertswiese ist nicht nur Halbzeit sondern auch eine stimmungsvolle Verpflegungsstelle. Sandra verabschiedete sich nach vorn und wir liefen locker hinterher. Der Punkt wo im letzten Jahr die Krämpfe kamen, lag hinter uns und ich rechnete, dass wir jetzt auch mit Wandern im Zeitziel ankommen würden.

Bei Kilometer 50 ging es Ralf wieder gut und ich war recht platt, aber doch auch nicht so schlimm, wie es früher schon war. Ab und zu mußte Ralf jetzt mit mir gehen, wo er noch gelaufen wäre.

Hinter Oberhof wird es emotional immer besser. Man weiß, dass man das Ziel erreicht. Es geht bergan zum Beerberg und man darf ohne schlechtes Gewissen gehen. Ich hatte noch Luft mit Jörg zu schwatzen, der immerhin mal den Spartathlon gefinisht hatte.


Auf dem Beerberg war der höchste Punkt erreicht. Jetzt konnte eigentlich kaum noch was passieren. Doch da tat es einen Schlag, ich stürzte, stütze mich mit den Händen ab und schlug doch noch mit dem Gesicht auf. Gleich standen viele Läufer um mich herum und halfen mir auf. Das Blut stömte mir vom Kinn auf das Shirt und ich musste mich etwas schütteln, um den Schock zu vertreiben. Vorsichtige Schritte zeigten, das Laufen weiter möglich war. Ich wanderte einige hundert Meter bis zur nächsten Sanistelle. Die Jungs von der Bergwacht verpflasterten mich.


Irgendwie liefen wir weiter. Ralf weigerte sich seine Kraft zu nutzen und mir zu enteilen. So musste er meinen Versehrtentrott mitmachen. Groß war der Schreck, als er vor dem letzten Anstieg plötzlich auch lang lag. Aufgeschürfte Knie sind beim Laufen lästiger als ein offenes Kinn. Aber auch das ging und wir strebten gemeinsam dem Ziel entgegen, das mir beim Einlauf wieder die Tränen in die Augen trieb.


Die Zeit von 9:34 Stunden ist nun nicht so toll, aber das war nicht erst bei der Party nebensächlich.

7 Kommentare:

Lauf Markus hat gesagt…

Spitze gefinisht!
Und das zwar mit Blessuren, aber eben auch mit Spaß!

Volker hat gesagt…

Aua aua, solche Stürze sind auf so einem langen Ritt sicher nicht gerade motivationsfördernd. Ihr seid gut durchgekommen, was interessiert da die Zeit (die ich persönlich echt nicht schlecht finde) Der Supermarathon ist halt ein echtes Brett.

Gute Erholung!

VG Volker

Jörg hat gesagt…

Danke, bei km 64 hätte ich auch nicht aufhören wollen.

Anne hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Finish! Die Fotos zeugen von viel Spaß und Kameradschaft unterwegs, wie dann auch der Text bezeugt. Allein wäre es sicher viel schwieriger gewesen, die Moral nach den schmerzhaften Stürzen aufrecht zu erhalten. So hattet ihr gemeinsam euren sehr emotionalen Zieleinlauf und habt eine weitere Medaille für eure Trophäensammlung erkämpft. Und dazu viele schöne Erinnerungen!

Markus Maier hat gesagt…

Moin Jörg!

Wie immer sehr schön geschrieben. Ich hoffe, Deinem Kinn geht es besser! Und falls Du nächstes Jahr wieder Bammel haben solltest - ich diene Dir gern als Ausrede, es noch mal ruhig anzugehen ;-)

Spaß beiseite: Für 2020 wünsche ich Dir eine souveräne Vorbereitung für einen knackigen PB-Lauf! Ich werde Dich mal im Arn'schter Brauhaus oder anderswo in Sachen Anfängerlauftaktik interviewen.

LG aus Leipzig!

Markus

Manfred hat gesagt…

Lieber Jörg,
Gratulation an die Kämpferseele! Auch wenn man ein Kinn nicht zum Laufen braucht, aber der Schreck kann einem schon ordentlich in die Glieder fahren. - Toll, dass ihr euch gegenseitig unterstützt habt ... auch wenn du deine Zeit als nicht so doll bezeichnest!
Die Blessuren sind hoffentlich am Verheilen! Gute Besserung weiterhin!
LG Manfred

lizzy hat gesagt…

Wer bei so einem Lauf noch Zeit für eine Kinnrasur hat, ist eindeutig nicht ausgelastet :o)

Herzlichen Glückwunsch!