Eigentlich ist es mir suspekt, für „einen guten Zweck“ zu laufen. Ich laufe, weil es mir Spaß macht und spende Geld, wenn ich es für sinnvoll halte. Doch auch läuferisch fand ich die Idee eines Spendenlaufes für Nepal vom Brocken zum Inselsberg verlockend– also nicht ich allein 170 km sondern etappenweise zu dritt. Zwei Mitläufer waren auch irgendwie gefunden. Mit André bin ich beim Thüringenultra vor einigen Jahren länger zusammen gelaufen und der kannte wieder einen Uwe. Ich kannte auch einen anderen Uwe, den ich als Radbegleiter gewann, bevor klar wurde, dass es ein Gruppenlauf wird und ich nicht zwingend allein mit GPS und ohne Verpflegung durch den Wald irren muss.
Da der Lauf um 8.30 Uhr starten sollte, hatte ich auf dem Brocken ein Herbergszimmer gebucht. Der Aufstieg und der Abend auf dem Brocken mit dem Sonnenuntergang war ein besonderes Erlebnis. Da erstaunlicherweise keiner der 5 übrigen Mitschläfer schnarchte, war auch die Nacht entspannend.
Am Brockenstein starteten drei Gruppen Richtung Göttingen, Braunschweig und Inselsberg. Neun Läufer wollten den Thüringer Berg selbst erreichen und drei Weicheier wie ich waren nur Teil einer Staffel.
7000 € waren im Vorfeld schon für das Dorf in Nepal zusammen gekommen und jetzt war ich froh, dass ich nicht nur meine fiktive Startgebühr beigetragen, sondern auch Freunde und Kollegen um Spenden angebettelt hatte.
Es war ein entspanntes Laufen durch den Harz. Man plauderte auf den sanft abfallenden Wegen. Auf den ersten 30 km verlor man ca. 1000 Höhenmeter. Zwischendurch ging es mal ein Stück quer durch den Wald, was für den Radbegleiter härter war als für die Läufer. Da die Gaststätten wenig läufergerechte Nahrung anboten, verließen wir uns auf die Begleitfahrzeuge, die alle 10-20 km bereit standen.
War es anfangs noch kühl, änderte es sich, als wir ab km 37 aus dem Wald kamen und nun länger auf kleine Straßen liefen. Doch da hatte ich meinen Tiefpunkt bereits überstanden.
Bei km 44 hatte ich eine ehemalige Chefin für eine Verpflegungsstelle gewonnen. Das war eine schöne Abwechslung und motivierend, dass sich irgendjemand für uns interessierte.
Irgendwann wurde es wieder zäh und an der Tanke in Großbodungen bei km 53 verließ ich mich nicht nur auf unser Verpflegungsauto sondern holte mir noch ein Eis und machte Shirt und Mütze nass. Die weiteren 10 km waren kein Problem, der Gedanke, noch 120 km zu laufen, unvorstellbar.
Ich habe noch nie etwas von den Bleicheröder Bergen gehört. Aber 200 Höhenmeter auf 1,5 km hoch und dann wieder runter waren bis zu meinem Etappenziel noch zu überwinden.
Selten habe ich einen Rewe-Parkplatz so schön empfunden, wie jenen in Sollstedt, wo unser Auto stand.
Während ich ins Auto stieg, brachen meine Mitläufer zu den nächsten 110 km auf. Wieso war ich eigentlich nach einem Bambinilauf so breit?
Den Rest verfolgte ich über die WhatsApp-Gruppe. Nach 33:30 Stunden kamen letzlich 4 Einzelläufer auf dem Inselsberg an – eine unvorstellbare Leistung. Jetzt wird gerade das Geld gezählt, das für Nepal zusammen kam – es werden einige tausend Euro sein. Irgendwie war das doch ein guter Grund.
3 Kommentare:
Hey,
ein alter bekannter Foren- und Bloggerhase war dabei!
Das finde ich schön. Eine tolle Leistung habt Ihr da abgerissen.
Während wir am Feuer schon gemütlich beieinander saßen, waren Deine Leute noch am laufen. Mehrmals kam das Gespräch auf die tapferen Inselberger.
Mein Mann und ich, wir waren als ASFM-Supportteam für unsere vier 80er- Teilnehmer dabei.
ganz liebe Grüße
Moni (ehemals trailfüchsin)
Q Moni,
Schade, da hätten wir uns ja mal kennenlernen können.
Hallo Jörg,
da habt Ihr ja im Dienst einer guten Sachen einen nicht ganz alltäglichen lauf absolviert - meinen Glückwunsch zu dieser außergwöhnlichen Leistung und auch zum ansehnlichen Betrag, den Ihr für die Erdbebenopfer in Nepal eingesammelt habt.
Mit sportlichen Grüßen
Eckhard
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