Auf der Deutschlandkarte waren fast alle Regionen rot. Ein zweiter Blick ließ mich erschrecken. Nein, es war keine Prognose für die Bundestagswahl sondern die Temperaturvorhersage für den kommenden Tag. Weil ich irgendwie ein kompromisbereiter Mensch bin, überließ ich Steffi deshalb die erste Strecke bei der 2 x 50 km Staffel des Thüringenultra.
Auch wenn ich den zweiten Abschnitt schon in den vergangen beiden Jahren gelaufen bin, hat sie zumindest den Vorteil, nicht um 5 Uhr am Start stehen zu müssen. Also fuhren wir erst nach einem guten Frühstück Richtung Wechselstelle. Bei Km 40 lauerten wir Steffi an einer Straßenquerung auf und sahen beim Warten viele bekannte Gesichter.
Während es hier zwar warm und etwas feucht war, schlug uns am Wechsel in Seligenthal fast schon subtropisches Klima entgegen. Ich tröstete mich damit, dass es gleich nach dem Start zwar 7 km und 400 Höhenmeter nur bergauf geht, es in der Höhe und im Wald aber kühler wird. Irgendwie war es dann wenigstens weniger warm. An meiner ersten, der reichlichen Verpflegungsstellen fand ich den aus den Vorjahren bekannten Wasserschlauch und begann den Zweitwettberwerb um "Mr.Wet Shirt". Die nächsten 6 km bergab in den Splittergund ist wohl der schönste Abschnitt zwischen murmelndem Bach und Felshängen. Es war die reine Lauffreude und ich musste mich bremsen, der Weg war ja noch weit. Ich ließ mich auch nicht vom verlockenden Blau des Schwimmbades in Tambach verleiten und wurde dafür an der nächsten Verpflegungsstelle von meinem Betreuerteam und einer Liveband empfangen.
Dann ging es weiter auf und ab über die flacher werdenden Berge. Ich entschuldigte mich mehr oder minder bei den vielen 100 km Läufer, die schon eine Stunde vor den Staffeln gestartet waren, 50 km mehr als ich in den Beinen hatten, und an denen ich nun vorbeizog. (Irgendwie war ich mir sehr unsicher, was ich sagen sollte) Bis km 35 (gesamt 85) ging die Strecke durch den Wald und die Temperaturen waren warm aber noch erträglich. Ich genoß den Lauf, hatte aber größte Befürchtungen vor dem, was auf den letzen Kilometern kommt. Ab Tabarz läuft man die letzten 15 km in weiten Bögen über Wiesen Richtung Ziel. Ich hatte erhebliche Zweifel, dass ich den Schnitt von 6 min/km halten konnte, wie es mir Steffi nahelegte. Irgendwie schien es aber zu funktionieren. Dankbar nahm ich in den Orten die vielen privaten Wasserstellen an. Emotionen pur bot die Verpflegungsstelle bei km 95, die mit lauter Musik grüßte. 4 Cheerleader umtanzten jeden Läufer, auch wenn es auf dem freien Feld kein weiteres Publikum gab.
Zwei Kilometer vor dem Ziel war ich noch 14 min von der 5 Stunden-Marke entfernt, die ich letztes Jahr um wenige Sekunden verpasste. Hatte ich mich bis dahin auch aus Rücksicht auf meinen Kreislauf noch etwas zurück gehalten, setzte ich nun zum schleppenden Endspurt an. Bei 4:58:36 blieb die Uhr für mich stehen und ich gleich danach im Gras liegen. Das Thermometer im Auto meiner Betreuer hatte wohl über 30° angezeigt.
Es war wie immer eine toll organisierte familiäre Veranstaltung in wunderschöner Landschaft und nächstes Jahr, laufe ich die erste Strecke, so Steffi!
Hier gibt es noch ganz viele Bilder.
8 Kommentare:
Hallo, Jörg, trotz der Deutschland-Röte bist zu gestartet, das Foto, auf dem man dich trinkenderweise sieht, spricht für sich. Hast gut getan, dich für die kürzere Variante zu entscheiden und zufrieden bist zu offensichtlich auch.
Glückwunsch !
Hallo lieber Jörg,
herzlichen Glückwunsch zu Deiner tollen Leistung in eurer Staffel! Hab mich riesig gefreut, Dich in Fröttstädt getroffen zu haben!
Liebe Früße
Petra
Hallo Jörg, Glückwunsch , super gemacht. Bei dieser Hitze, alle Achtung! Ich weiß nicht ob ich das durchgehalten hätte.
LG Katrin
Glückwunsch Dir und Steffi und viele Grüße, Kathrin
Hallo Jörg,
danke für die schönen Erinnerungsfotos und Glückwunsch zum erfolgreich absolvierten Ultra.
Gruß
Holger
äh- Jörg, ...zwei km vor dem Ziel 14min bis 5h, Zielzeit war 4:48:36 - das wären 2min36sec für zwei kms?? Wie hasten das gemacht??
Puh, so eine lange Strecke bei so ´ner Hitze.
Glückwunsch euch beiden und besonders dir zur Streckenbestzeit.
@ Gunter: Endspurt halt ;-)
Ne war ein Tippfehler, es waren 4:58... Korrigiere ich mal lieber.
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