13.10.08

Brockenmarathon - Die unendliche Leichtigkeit des Laufens

Auch nach 13 Marathons fällt mir das Marathonlaufen nicht leicht. Ich weiß, wie es ist, wenn bei km 35 die Kraft weg ist, auch wenn ich inzwischen sicher bin, immer noch irgendwie ins Ziel zu kommen. Weil ich die Qual leid bin, habe ich mich auf Landschaftsläufe konzentriert. Da ist es egal, ob man einige Minuten länger unterwegs ist. Der Brockenmarathon hat mich schon länger gereizt, aber irgendwie passte er nie in die Jahresplanung. Auch diesmal passte er nicht. Dass ich gerade eine Woche im Harz war, meine „Laufpartnerin des Jahres 2009“ Steffi auf den Brocken laufen wollte und die Wetteraussichten hervorragend klangen, waren jedoch gute Gründe, zwei Wochen nach dem schweren Saale-Rennsteig-Marathon und zwei Wochen vor dem Röntgenlauf kurzentschlossen den Brockenmarathon einzuschieben.

Mein Plan für den Marathon war einfach, ich laufe mit Steffi den Berg hoch und lasse sie dann allein weiterrennen, während ich locker hinterher jogge. Skrupel überkamen mich angesichts ihrer Ankündigung, in 2 h auf dem Gipfel sein zu wollen.
Der Start auf der Waldwiese war völlig entspannt. Das Feld zockelte los wie bei einem Ultra – man wusste wohl, was bevor stand. Auf herrlichen Waldwegen ging es im sanften Auf und Ab nach Ilsenburg. Oberhalb der Ilsefälle gab es den ersten Blick auf den im Sonnenlicht liegenden Brocken – das waren noch einige Höhenmeter. Wanderer motivierten immer wieder mit ihren Beifall. Nach einer Weile war der Plattenweg erreicht. Auf dem DDR-Grenzweg ging es nur auf 3 km über 300 Höhenmeter nach oben. Niemand lief mehr, alle wanderten. Zurück konnte man über eine Talsperre weit in das Harzvorland blicken und rechts sah man die Sendetürme vom Torfhaus, das ich als Kind vom Testbild des Westfernsehens kannte.


Meine Zweifel in 2 Stunden den Brocken zu erreichen, bestätigten sich und wir mussten uns noch beeilen, unsere Fangruppe zu treffen, die nach 2:20 mit der Brockenbahn wieder abwärts fahren wollten.


Da es mir gut ging, entschloss ich mich, Steffi noch etwas zu begleiten und war überraschte, wie defensiv sie den Berg hinunter lief. Ich blieb an ihrer Seite und genoss den mehr oder minder sanften Abstieg mit Blicken auf Schierke, den Wurmberg und den Brocken zurück. Steffi dämpfte meine Flow und verhinderte, dass ich mich völlig ungehemmt


den Berg hinunter treiben ließ. Die Verpflegungsstellen empfand ich fast als lästig, da sie den Laufrhythmus störten.




Auch der erhebliche Anstieg nach Kilometer 30 war nicht weiter tragisch, auch wenn er Zeit kostete. Belohnt wurden wir nun mit herrlich kitschigen Aussichten auf die buntgefärbten Laubhänge um Wernigerode. Die Sonne lehnte sich an den Abhang und wärmte Körper und Herz.
Inzwischen versuchte ich Steffi zu neuen Bestzeiten anzutreiben, die behielt zum Glück den Verstand und ein sinnvolles Tempo. Erst bei Kilometer 38 ließ sie alle Hemmungen fallen, wir rannten voller Begeisterungen auf das Ziel zu und überholten noch eine Vielzahl von Läufern. Im Ziel waren wir bei 4:25. Noch nie war ich so entspannt und locker einen Marathon gelaufen – wenn es doch immer so wäre.
(Danke an Thorsten für die ersten beiden Fotos)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

'n ganz schönes Bröckchen, das du da gelaufen bist. Man könnte sagen: schon ein richtiger Brocken!

Herzlichen Glückwunsch.

Wie sieht die Medaille dort aus? Wäre sie verlockend genug ... ;-)

Katrin hat gesagt…

Hallo Jörg,
Glückwunsch zur Bezwingung des Brocken :-) Habt Ihr supi gemacht...
Es ist doch wirklich schön mal so einen entspannten Marathon zu laufen. Ich weiß ja auch wie gut das tut.
Tschaui Katrin