Wieder einmal traf ein Sprichwort zu, als Uwe mich anmailte, dass eine Sehnenscheidenentzündung im rechten Fußgelenk ihm vier Wochen Laufruhe bescherte. Dass damit der Rennsteig-Staffellauf für ihn ausfiel, tat mir sehr leid, erzählt er doch immer gern davon, wie viel Spaß es ihm als dritter Läufer einer Staffel vor einigen Jahren gemacht hat und wie er sich auf die Wiederholung 2006 freute. Allerdings war seine Frage, ob ich für ihn einspringen würde eine schöne Überraschung für mich – auch wenn ich mich dafür doch etwas schämte.
Der Rennsteig-Staffellauf führt 10 Läufer über 170 km von Blankenstein in den Nähe des alten Grenzübergangs der A9 nach Hörschel bei Eisenach. Schautafeln in Blankenstein zeigten die alten Grenzbefestigungen an der Saale, die hier die Grenze zwischen Bayern und Thüringen und einst zwischen den beiden deutschen Staaten bildete.
Nachdem die Frauen- und Mixstaffeln schon 5 Uhr gestartet waren, fiel 6 Uhr der Startschuss für die ca. 100 Startläufer der Männerstaffeln, von denen jeder einen Saalekiesel als „Staffelstab“ dabei hatte, der am Abend in Hörschel in die Werra geworfen werden sollte. Mit den Läufern setzte sich ein Auto- und Radcorso in Bewegung. Die Mannschaftsautos transportieren die Läufer und reichen unterwegs Getränke. Mountainbiker gehören als Begleiter zu fast jeder Mannschaft und sollen den Läufern mit der Karte den rechten Weg weisen, denn die Ausschilderung ist eher dünn und spätestens ab dem dritten Wechsel sind die Staffeln weit auseinander gezogenUnser Startläufer Olaf kämpfte sich auf den ersten 17 km die langen Anstiege hoch auf denen die Strecke in Wellen von 400 m auf 700 m ü.d.M. führte. Die ersten Staffeln hatten diese Strecke unter einer Stunde bewältigt, doch das war nicht unsere Leistungsklasse.Die wenigen unbeteiligten Autofahrer, die Sonnabend früh halb acht die Kreuzung beim kleinen Dorf Grumbach passierten, schauten verschreckt auf die ca. 100 fremden Autos mit den buntgekleideten Läufer. Da kam auch schon unser Olaf, ich übernahm Stein Chipkarte und den gängigen Wunsch „Verlauf dich nicht“.
Die beiden Läufer vor mir wollten auf der langen Bergabstrecke, mit der mein Abschnitt begann, einfach nicht näher kommen, dafür hörte ich Getrappel und wurde von zwei anderen Läufern überholt – das ging ja gut los. Nach einer Kurve hörte das Gefälle auf, dafür führte die Straße geradeaus in den Himmel unter dem in ca. 1,5 km Entfernung ein Kirchturm zu sehen war. Bergan habe ich schon manchen eingeholt, die Abstände blieben hier jedoch gleich – und dabei wollte ich mich meinen Staffelgastgebern doch durch eine gute Leistung erkenntlich zeigen. Der Kirchturm gehörte zu Brennersgrün – gut, dass ich mir gemerkt hatte, an der Kreuzung im Ort rechts abzubiegen, denn vor mir sah ich niemand mehr. Hinter dem Ort führte der Weg über den kaum noch erkennbaren Grenzstreifen durch einen Mischwald, der in der Frühsonne alle Grüntöne zeigte. Dass ich nun einige plötzlich vor mir auftauchende Läufer und Läuferinnen überholte, hob meine Stimmung. Der Schönewappenweg, auf dem wir nun waren, heißt so wegen der historischen Grenzsteine, die zu bestaunen aber nicht so recht Zeit blieb. Wenn der Lauf nicht auf der Straße entlang führte, hatte er übelste Wurzelwege, die alle Aufmerksamkeit forderten, doch inzwischen schwebte ich vor Lauffreude. Am Ende des Weges traf ich an der Straße auf unser Auto - Wasser wurde gereicht und Heldenfotos von mir geschossen. Es war schön.
In Steinbach am Wald überholte ich auf der sich ewig bergan ziehenden Straße weitere Läufer – und nicht nur den, der sich im Dorfladen etwas zu trinken kaufte. Etwa 20 min hinter dem Ort war meine Staffelstrecke von 14,4 km geschafft – mit 1:13 h ziemlich optimal für mich. Stein und Chipkarte wurden übergeben und wir begleiteten nun meinen Nachfolger mit dem Auto auf bewährte Weise. Bei manchen Bergen seiner Strecke war ich froh im Auto zu sitzen. Nächster Wechsel war in Neuhaus. Nun führte die Strecke entlang der bekannten Wegführung von M und SM des Rennsteiglaufes bis zu Hohen Sonne und nimmt auch zusätzlich die Berge mit, um die der Rennsteiglauf auf den breiteren Forstwegen einen Bogen macht.
In Hörschel erwartete ich am Abend dann meine Staffel, die statt der geplanten 20:20 Uhr erst 1,5 h später eintraf. Es hatte sich niemand verlaufen, aber die Verzögerungen addierten sich. Alle ankommenden Läufer, die meist von der Reststaffel auf den letzten Metern begleitet wurden, begrüßte man hier mit großem Beifall. Die Steine flogen dann in die Werra und mancher Läufer mit, es herrschte Volksfeststimmung mit Kuchenbüffet und Nudelparty.
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