Das Rathaus liegt am alten Hafen und dort war der Start |
So ein Marathonstart ist immer bewegend, jetzt löst sich die Spannung, es geht los. Schon nach zwei Kilometer sprach mich Marcel, der aus Suhl stammte, auf mein Shirt vom Rennsteiglaufverein an. Er wollte seine Begleiterin Daniela auf 3:45 h bringen. Das passte zu meinen Plänen. Wir erzählten uns von erlebten Laufabenteuern und bewunderten nebenbei die gediegenen Villen mit den Botschaften und dann schon bald den Fjord, in dem Segelboote aber auch eine Riesenfähre lagen. Marcel wurde in seinem Shirt mit der norwegischen Fahne ständig fotografiert - genialer Trick.
Ich hatte kaum einen Blick für die spektakuläre Oper und scannte erfolglos die Läufer vor mir. Die Strecke ging immer noch am Fjord entlang, allerdings war das Ufer faktisch eine Baustelle.
Nach einer Wendestelle ging es wieder 3 km über die Uferbaustelle im Gegenwind zurück. Die beiden sah ich immer noch nicht und ich nahm an, sie wären in den Fjord gefallen oder vom Troll geholt worden. Das Tempo von 5:05 min/km hielt ich bei. An den Verpflegungsstellen mixte ich Powerade und Wasser. Die Bananen, wohl aus regionalem Anbau, waren grasgrün und unverdaulich.
Bei km 14 ging es in die Osloer Ausländerviertel. Der Begriff ist politisch sicher nicht korrekt, aber in den meisten anderen Stadtteilen Oslos werden eher selten Matratzen auf Märkten unter Straßenbrücken verkauft. Doch auch diese Stadtviertel sahen keineswegs runtergekommen aus - halt Norwegen. Hier sah ich die beiden an einer Wendestrecke ca. einen Kilometer hinter mir wieder. Sie hatten sich zwischendurch in einem Dixie versteckt, als ich vorbei lief. Warten war keine Alternative, also lief ich allein weiter.
Die letzten 3 km der Runde durch die Innenstadt waren wieder reines Sightseeing. Allerdings interessierte sich von den Menschen hier eigentlich niemand für die Läufer.
Am Rathausplatz ging es nach 1:48 h auf die zweite Runde. Ich lauschte in mich, es war schwerer aber nicht aussichtslos. Der Wind war aber inzwischen zum leichten Sturm ausgewachsen. Nach der Wendestelle an der Uferbaustelle bei km 33 blies er mir voll in das Gesicht und drückte meinen Schnitt auf über 6 min/km.
Danach war die Luft raus. Die 5:20 min/km, die ich für die inzwischen angestrebte 3:40 h hätte laufen müssen, waren nicht mehr drin.
Bei 3:41:58 war ich im Ziel, was ich eigentlich ganz gut fand und meinen Vorbereitungen entsprach. Der Polser im Ziel war ein kleines Wiener Würstchen im Eierkuchen und kostete umgerechnet 4,50 Euro. Die Rechnung schicke ich auch an Petras Chef!
Ach ja, die Bilder mit blauem Himmel stammen vom Vortag.
10 Kommentare:
Glückwunsch! Tolle Zeit in einer sicher tollen Stadt bei ja nicht so tollem Wetter.
Diese Zeit würde ich nichtmal mit Ouzo-Doping schaffen ;-)
Gruß
Volker
die Zeit finde ich nicht nur "eigentlich ganz gut" sondern eindeutig klasse! Herzlichen Glückwunsch, danke für Bericht und Bilder und:
statt Petra oder ihrem Chef eine Rechnung zu schicken, könntet ihr doch nächstes Jahr den Marathon in Petra laufen und den Chef um Sponsoring anhauen ;-)
Marathon in Petra geht lt. Homepage auch nicht:
Dear runners,
Unfortunately we must inform you of the sad news that Petra Marathon will not be taking place anymore.
:(. Der hätte mich mal wirklich gereizt. Schad' drum.
Gut gemacht und bei den Preisen kommt man hinterher wenigstens nicht in Versuchung all die Kalorien wieder rein zu fres.. ;-))
Beste Grüße
Frank
Klasse Zeit Jörg! Vor allem wenn man bedenkt das das Wetter nicht gerade ideal dafür war! Klasse gemacht.
Hehe du Hochstapler :-) Wenn 3:41 h "ganz gut" sind, wo fängt da bei dir gut an? Aber ne andere Chance als schnell zu laufen hattest du bei dem Wetter vermutlich sowieso nicht. Glückwunsch und Grüße!
Holger
So noch einmal, habe mich verschrieben ;-)
Ich dachte schon :Hat er nicht von Nieselregen gesprochen ? :-)
Also mit 3:41 hast du doch eine Menge hinter dir gelassen und bei dem Wetter und der scheinbar eher mauen Begeisterung der Zuschauer kannst du doch sowas von zufrieden sein. Irgendwie glaube ich an meine sub 3:30 auch nicht in 3 Wochen-eher vielleicht wenns gut läuft mit deiner Zeit.
Nochmals Glückwunsch-aber ein Pizza 22 € ? Wow! Obwohl in Frankfurt habe ich mal einen Hamburger für 18,50 € gesehen-auch nicht besser.
Wow, die Fotos sehen wirklich toll aus. Aber Pizza für 22 Euro is in Skandinavien doch vollkommen normal fast und ich glaub teurer als Oslo ist auch kaum was da oben. Ich hab in Copenhagen auch schon 18 Euro für ne Pizza und 10 Euro für nen 0,5 Liter Carlsberg bezahlt. Das war traurig.
Lieber Jörg,
bitte, bitte, bitte sei mir nicht böse, daß ich erst jetzt von deinem tollen Lauf in Oslo lese.
Ja, wir wollten den Lauf zusammen machen, aber nun ist alles ganz anders gekommen. Jede Woche war ich in einer anderen Stadt und ich bin kaum zur Besinnung gekommen. Irgendwie habe ich außer der Arbeit alles ausgeblendet.
Trotzdem glaube mir: Mein nachträglicher Glückwunsch kommt von ganzem Herzen.
Viele liebe Grüße
Petra
PS: Soll ich dir die Adresse von meinem Chef schicken? :)
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