28.3.10

55 km für einen Kuchen

Es gibt im Leben traumatische Momente, so wenn man die beim Wintermarathon in Leipzig gewonnene Tortenprämie nie in Verzehr nehmen konnte.  In der mir eigenen zurückhaltenden Art habe ich mit kaum einem Wort den tiefen Schmerz darüber angedeutet. Dennoch hat Cathleen geahnt, wie einschneidend dieser  Verlust war und überraschte mich vor dem Start des 6-Stunden-Laufes mit der Nachricht über einen selbst gebackenen Kuchen in ihrem Kofferraum. Der Tag versprach gut zu werden!

Doch es gab noch andere gute Gründe, warum der Tag schön werden sollte. Hatten sich doch ein Fröttstädt zum 12 und 6 Stundenlauf viele Freunde  versammelt, mit denen ich schon so manchen Kilometer zusammen gelaufen bin - Jens, der uns beim Thüringenultra begleitete, Achim mit dem ich zur Vorbereitung des Thüringenultras den Inselsberg erlief, Michael mit dem ich in Berlin die 4 h knacken wollte, Cathleen mir der ich in Leipzig die nie erhaltene Torte erlief, Petra und Frank von der Rennsteigstaffel, Tilo, der meine Runden in Rotenburg teilte und noch manche mehr. Das ganze war wie immer vom Thüringenultrateam um Gunter perfekt organisiert.


Als der Start erfolgte, waren die 12 Stundenläufer schon 4 Stunden auf der Strecke, die 970 m lang an Gärten und Scheunen vorbei ein Stück durch das Dorf und wieder durch die Grünanlage zum Dorfgemeinschaftshaus führte. Jens wollte nicht so schnell laufen und schloss sich mir für die ersten 30 km an. Wir schwatzten miteinander und mit anderen Läufern, die man auf der kleinen Runde immer wieder sah.



Die vierte Stunde beim 6er ist immer öde. Nach über 30 km wird man müde und es ist immer noch lang. Ich griff jetzt alle drei Runden zur Verpflegung, ging ein Stück bis zum Abfalleimer und konnte ohne Überwindung immer wieder loslaufen.


Nur noch 2 Stunden klingt dann schon wieder gut. In der fünften Stunde freut man sich auf die Marathonmarke und hier speziell auf die schönen Blechkuchen, die  Frauen aus dem Dorf anlieferten. Nach der Marathonmarke ging ich ohne schlechtes Gewissen eine Runde, schließlich sah ich es nur als unambitionierten Trainingslauf. Irgendwann drehte ich dann vier Runden mit Michael, bevor ich ihn an der Verpflegung ziehen ließ. Dann lief ich immer wieder fast zu ihm auf, bevor ich wieder ein Stück mit dem Becher ging. Es ist erstaunlich, dass man nach 4 Stunden auch minimale Tempodifferenzen einen gemeinsamen Lauf verhindern. Irgendwie hatte ich aber doch etwas gebummelt, denn die angepeilten 55 km konnten scheinbar doch knapp werden. Also die letzten drei Runden noch leicht beschleunigt und vier Minuten vor dem Schlusssignal war ich wieder am Ziel und beendete den Lauf.


Das Nachprogramm war dann fast noch besser. Im Dorfgemeinschaftshaus wurden bei Kaffee und dem leckeren Kuchen aus Fröttstädt Heldengeschichten erzählt. In Anbetracht der tollen Ergebnisse meiner Mitläufer war mir mein etwas verhaltener Lauf fast peinlich. Richtig leid taten uns die Läufer auf der langen Strecke, denn kurz  nach unserem Schlusssignal setzte ein Wolkenbruch ein. Die noch liefen, waren die richtigen Helden.
Abends gab es dann Siegerehrung mit schönen Plaketten, die Achim herstellen ließ. Nach den Nudeln wurde dann endlich der Kuchen von Cathleen verspeist. Der Tag hat sich gelohnt! Hier gibt es noch mehr Bilder.

10 Kommentare:

Ramona hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch, Jörg! Und vielen Dank für den tollen Bericht! Die Bilder schau ich mir gleich an. :)
Viele Grüße
Ramona

Anett hat gesagt…

Bei so viel Kuchen tut es auch not, ständig solche langen Läufe zu machen ;-).
Herzlichen Glückwunsch zur Zielerreichung. Wenn ich mal groß bin, will ich auch mal so weit oder lange laufen.

Anett hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch, Jörg!!
Ich gestehe....im Moment habe ich tierische Motivationsprobleme was einen Marathon betrifft. An einen Ultra wage ich gar nicht mehr zu denken und habe ihgn endgültig aus meinen künftigen Zielen gestrichen.
Du hast meine Hochachtung.

Tati hat gesagt…

Vielen Dank für deinen Bericht und herzlichen Glückwunsch zum erreichten "Trainingsziel". Der Kuchen muss ja sehr lecker gewesen sein. Ich lass mir heute Nachmittag von Cathy berichten was sie da gezaubert hat.
Erhol dich gut.
Viele herzliche Grüße
Tati

Anonym hat gesagt…

Auch hier noch einmal herzlichen Glückwünsche zu deinem tollen Lauf!
Ja - der Kuchen war echt lecker, auch wenn ich mein Stück nicht ganz geschafft habe.
Erhol dich gut!
Viele liebe Grüße
Petra

Martin hat gesagt…

Also ich denke ich werde sowas auch mal in Angriff nehmen- bei der Verpflegung !
Schön beschrieben und ich werde so einen Lauf wirklich mal in Angriff nehmen- es reizt ! ;-)

Thestral hat gesagt…

Gratulation zum Erreichen der 55 Kilometer! So weit möchte ich auch mal laufen können. Reizen tut mich so etwas schon - aber das dann wirklich machen? Vielen dank für den Bericht!
lG
Ralph

Katrin hat gesagt…

Auch von mir herzliche Glückwünsche,Jörg! Ich bin immer wieder beeindruckt von den Ultraläufern. Für mich unvorstellbar... Vielleicht sollte ich mal ohne Wettkampf testen wie weit ich komme.
Schöne Bilder :-)
LG Katrin

Jörg hat gesagt…

Danke für die Blumen.
Auch wenn es kaum glaubhaft ist, ich empfinde gerade einen 6er als weniger belastend, wie einen Stadtmarathon. Es ist die optimale Veranstaltung über die 42 km hinauszugehen. Beim ersten mal ist jeder Kilometer mehr schon ein Erfolg und man läuft nie hinterher und es ist völlig entspannt.

Gunter hat gesagt…

Nun muß es aber nochmal laut gesagt werden, die Idee kam von Jörg: wenn die Rotenburger 2010 kürzer treten..., könnte das dann nicht das Lauffeuer in Fröttstädt übernehmen?
Echt!! So war´s!
Ultrafreundlichst!
Gunter