Deutsche werden in Österreich Piefkes genannt und dies ist wohl nicht freundlich gemeint. Aber entweder
bemerkt der gemeine Piefke die Vorbehalte nicht oder die Österreicher
sind im direkten Kontakt zu höflich.
Deutsche empfinden die Österreicher
dagegen irgendwie als vertraute Familienmitglieder. Die Österreicher
haben schöne Landschaften, gutes Essen und sind in der Regel
ziemlich freundlich. Allerdings verwenden sie gelegentlich etwas
seltsame Begriffe. Eine Werbeaktion „Nimm ein Sackerl für meinGackerl!" klingt in deutschen Ohren schon seltsam. Auch ein
Mistplatz für die Wertstoffannahmestelle erschiene in Deutschland
zumindest politisch unkorrekt. Über die Bezeichnung von Speisen
wollen wir gar nicht reden.
Dass meine Tochter (Matura in
Deutschland) in Linz arbeitet und der Linz-Marathon im letzten Jahr
zum beliebtesten Marathon Österreichs gekürt wurde, waren gute
Gründe am dortigen Marathonbewerb teilzunehmen. Drei Wochen vor dem
Rennsteiglauf bot er sich als Trainingslauf ohne jegliche Ambitionen
auf Bestzeiten oder das Stockerl an. Heuer war im Jänner die
Anmeldung für Linz um 47 € zu haben.
Mit Linz verbinden Österreicher eher
Negatives, da die dortigen Eisen- und Stahlwerke einst die Stadt
verschmutzten. Heute ist vom Schmutz nichts mehr zu merken. Als
Kulturhauptstadt Europas versuchte man sich ein neues Image zu geben.
Doch irgendwie wirkt es, als wenn Rügen sich als Wintersportgebiet
etablieren will. Piefkes verbinden in der Regel nichts mit der
Hauptstadt Oberösterreichs, die 100 km hinter Passau an der Donau liegt. Für die
Autobahn dahin muss man sich ein Pickerl holen. Die Stadt an der
Donau ist hübsch, aber nicht spektakulär. Reiseführer würden ihr
einen Stern geben – sie ist einen Abstecher wert.
Beeindruckend ist der Start aller
Bewerbe auf der Autobahnbrücke – dafür wird schlicht
die Autobahn nach Prag gesperrt und die Autos müssen eine Umfahrung
nutzen. Auch die Innenstadt von Linz war an diesem Tag ganz gesperrt
und natürlich fuhr auch keine Bim.
Ich freute mich Wolfgang aus Wien wieder zu sehen und wir beschlossen, den ersten Halbmarathon in ca. 2 Stunden zusammen zu laufen. Er wollte dann trainingsbedingt ins Ziel laufen, während ich den ganzen Marathon in etwa 4 Stunden beenden wollte.
Ich freute mich Wolfgang aus Wien wieder zu sehen und wir beschlossen, den ersten Halbmarathon in ca. 2 Stunden zusammen zu laufen. Er wollte dann trainingsbedingt ins Ziel laufen, während ich den ganzen Marathon in etwa 4 Stunden beenden wollte.
Nach dem Verlassen der Autobahn war es ziemlich voll,
denn Marathon, Halbmarathon, Viertelmarathon und Staffelmarathon
wurden zugleich gestartet. Bei 15.000 Startern waren die knapp 900
Marathonläufer jedoch die Minderheit.
Nach einigen Kilometern durch
Wohngebiete im Stadtteil Urfahr ging es über die Nibelungenbrücke
zurück. Die Brücke hat ihren heldischen Namen durch einen in der
Nähe geborenen Führer mit schmalem Schnurrbart bekommen, der Linz
zu einer seiner Lieblingsstädte auswählte. Außer der Brücke und
den beiden Brückengebäuden blieb Linz von der vorgesehenen
völkischen Umgestaltung jedoch verschont. Nach weiteren 10 km in
engen Schleifen am Frachtenbahnhof vorbei und durch die Innenstadt
näherten wir uns durch jubelnde Massen in der Fußgeherzone, die
hier seltsamerweise Landstraße heißt, das erste Mal dem Hauptplatz.
Wolfgang hatte hier in 1:56 h sein Ziel erreicht, obwohl ihm so ein
Depperter kurz vorher noch anrempelte.
Kurz vorher bogen die Marathonläufer
links ab auf ihre weitere Strecke. Mir war etwas bang, nun allein die
letzten 21 km zu absolvieren. Man hatte nun viel Platz an den
Labestellen, doch dank der Staffelläufer war es nie einsam.
Allerdings verwirrten sie schon etwas. Nach den Wechseln bei km 21
und 35 wurde ich im hohen Tempo überholt. Fünf Kilometer weiter
sammelte ich dann reihenweise Staffelläufer ein, die scheinbar kurz
vor dem Kollaps standen. Die Strecke war nun auch nicht mehr
sonderlich attraktiv. Es ging durch Wohngebiete und über
Ausfallstraßen aus der Stadt hinaus. Abwechslung boten vor allem die
Begegnungsstrecken. Mein Garmin zeigte eine Durchschnittspace von
5:20 min/km, das war ca. 10 Sekunden schneller als auf der ersten
Hälfte. Etwa bei km 33 versuchte ich einen Staffelläufer zu
motivieren, die 2 km bis zu seinem Wechsel mein Tempo zu halten,
doch nach einem Kilometer brauchte er eine Gehpause.
Das Kopfrechnen begann in zwei
Richtungen- Wie langsam kann ich bei einem Einbruch werden, um die 4
Stunden dennoch zu erreichen und wie schnell muss ich laufen, um bei
3:50 h ins Ziel zu kommen. Bei Kilometer 38 begann der Ehrgeiz und
ich beschleunigte. Bei einer leichten Steigung bei Kilometer 40
überwog die Faulheit und ich nahm etwas Tempo raus. „Was soll ich
mich kaputt machen für eine Zeit, die 20 Minuten über der Bestzeit
liegt.“ Bei Kilometer 41 begann der Endspurt – Zieleinlauf bei
3:50:02.
Im Ziel gab es dann Bananen,
Körnerweckerl, ein Stifterl Bier, bunte Isogetränke und das
Marathon-Leiberl. Auch das Startsackerl war gleich nebenan deponiert.
Wie der ganze Marathon war alles bestens organisiert. Ich war
zufrieden, problemfrei einen Marathon unter 4 Stunden gelaufen zu
sein.
Mein Knie, was vorher ein wenig muckerte, hatte gehalten und ich brauchte nicht zum Bandagisten und schon gar nicht zur Ordination. Selbst die Stiegen kam ich am nächsten Tag ohne Probleme runter.
Mein Knie, was vorher ein wenig muckerte, hatte gehalten und ich brauchte nicht zum Bandagisten und schon gar nicht zur Ordination. Selbst die Stiegen kam ich am nächsten Tag ohne Probleme runter.
Nur Wolfgang verwechselte mich zum
Abschied mit seinem Vater und sagte Papa bzw. Baba zu mir.
Wahrscheinlich habe ich alle österreichischen Begriffe hier falsch verwendet, aber dafür bin ich ein Piefke. Hoffendlich wird mir künftig nicht die Einreise verweigert. Vielleicht sollte ich ja zumindestens noch das Piefke-Quiz machen.
5 Kommentare:
Wirklich gut und lebendig geschrieben! Und ist es nicht was tolles wenn man einen Marathon locjer unter 4 Stunden laufen kann? Das gibt einem doch ein wenig Sicherheit und Selbstvetrauen. Und dieses mal sehen wir uns beim Rennsteig!!!
ein Bericht in Fremdsprache .. Respekt! ;)
Hallo Jörg,
dann mal herzlichen Glückwunsch zum Finishen und die wirklich tolle Zeit!
Das Wetter war an diesem Tag aber auch nicht besonders toll, wenn ich mir die Bilder so anschaue, machte das Laufen aber einfacher, oder?
Gruß
Matthias
Glückwunsch! Echt professionell! :-)
Gruß vom Holger
Cooler Bericht ;-) habe mich köstlich amüsiert.
Glückwunsch zum Finish unter 4h. Daumen hoch ;-)
Liebe Grüße
Tati
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