14.9.09

Wie ich beim Münster-Marathon nur Joschka versägte

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Joschka Fischer ist in seinen besten Zeiten den Marathon in 3:41 gelaufen. Auch ich laufe gern. Besonders liebe ich Landschaftsläufe, bei denen es weniger auf Zeiten ankommt und es egal ist, wo ich im Mittelfeld lande. Irgendwann packt einen aber der Ehrgeiz. Mehr als meine bisherigen 3:51 müssen doch beim Marathon möglich sein. Also mal schnell die Unterdistanzen hochgerechnet. Das Ergebnis von 3:30 ließ mein Herz in die Hose rutschen. Da man dafür den Kilometer genau in 5 min laufen muss, erschien die Zeit jedoch aus rechnerischen Gründen ein gutes Trainingsziel.



Mir fiel Greifs Countdown in die Hand, doch Udo, der mir beratend bei meinem Vorhaben zur Seite stand, behütete mich vor dieser "Knochenmühle". Dabei hätte es doch heroisch geklungen: „Vom Genussläufer zum Greifianer“. Also trainierte ich ohne Plan aber nach Udos Eckpunkten für Intervalle und lange Läufe mit Endbeschleunigung oder Staccato - also solche Dinge, die ich bisher eher theoretisch kannte. Auch die von Udo empfohlenen 70-80 km entsprachen meinen Vorstellungen und Zeitvolumen. Udo war ein überaus hilfreicher Coach, der mir immer wieder Anregungen für die Gestaltung der Einheiten gab und profund alle meine Trainingsfragen beantworte. Er sorgte dafür, dass ich zwar ohne Plan aber nicht planlos trainierte. Die Rose, die es in Münster bei km 41 gab, hätte er verdient.



Die vor allem terminbedingte Wahl von Münster, der „größten Kleinstadt Deutschlands“ war ein Glücksgriff. Die Stadt ist schön, der Marathon flach und das Wetter war herrlich mit 16° und gelegentlichem Nieselregen.



Mein Plan für den Lauf war simpel: Ich laufe mit den errechneten 5 min/km los und schau, was passiert. Schon auf den ersten Kilometern in engen Kurven durch die Innenstadt kam ich mit Dorothea Pfeffer ins Gespräch, einer der besten Ultraläuferinnen Deutschlands, die als Training eine 3:30 zur Vorbereitung auf die DM im 100 km Lauf anstrebte.

Die Marathonstrecke selbst führte weniger spannend zur Hälfte durch Wohngebiete und an Firmengebäude vorbei und zur anderen Hälfte über flaches Land. In den Orten spielten überall Bands und viele Zuschauer jubelten uns Rechen- und sonstigen Helden zu.



Bei km 30 lag ich mit 2:28 noch im errechneten Schnitt. Allerdings waren 3 km mit 4:45 in der Mitte der 20er ein Problem. Nachdem Dorothea bis hierher konstant lief, war sie schneller geworden, was ich zu spät korrigierte und sie ziehen ließ. Daraufhin bin ich bei km 28 das erste Mal an einer Verpflegungsstelle ein paar Schritte gegangen. Der Lauf wurde hart und die Kilometerzeiten langsamer, pendelten um 5:20. Bei km 35 war ich noch bei 2:55. Eine als realistisch eingeschätzte Zeit unter 3:35 erschien noch rechnerisch möglich.

Allerdings erwischte mich bei km 38 ein Krampf, also dehnen, gehen und wieder vorsichtig anlaufen. Bei km 40 das Gleiche noch mal. Da gingen unkalkulierte Minuten dahin.
Der Zieleinlauf in der guten Stube, dem Prinzipalmarkt, vor begeisternden Zuschauern brachte alle Emotionen zum Ausbruch. Mit 3:38:28 blieb ich zwar ein Stück von meiner Traumzeit entfernt, aber meine Bestzeit habe ich immerhin um 13 min verbessert - und Joschkas Bestzeit habe ich auch versägt.

9 Kommentare:

LocalZero hat gesagt…

Auch wenn das auf den letzten Kilometern dann doch noch deutlich schwerer als erwartet war, letztendlich zählt (nur) die neue Bestzeit - und dazu herzlichen Glückwunsch!

Ich bin ja jetzt mal gespannt, ob Du demnächst öfters auf den Großstadtveranstaltungen mitläufst ;-)

Gute Erholung!

Hendrik hat gesagt…

Glückwunsch, tolle Zeit! Mch hast du auch um 2 sek versägt, bin im April 3:38:30 gelaufen =)

Und als Münsteraner freut es mich natürlich, dass es dir bei uns gefallen hat =)

Lizzy hat gesagt…

Na SUPER! Herzlichen Glückwunsch zur Bestezeit *gratuliere*

Und als Ex-Münsteranerin freut es mich auch, dass es Dir dort gefallen hat :-)

Anonym hat gesagt…

Hallo Jörg,

gratuliere zu Deiner neuen PB. Ist doch eine "Super" Verbesserung!

Alles Gute für Deine weitere Vorbereitung und gute Erholung!

Viele Grüße Reinhard (Reini1)

ultraistgut hat gesagt…

Bestzeit um 13 Minuten verbessert, wenn das kein persönlicher Erfolg ist, zu dem man nur gratulieren kann.

Was Joschka angeht, so ist es verdammt schade, dass er diesen Weg nicht weiter gelaufen ist,sondern.............. na, ja, das wissen wir ja.

Martin hat gesagt…

Ich kenn das ja leider auch. 3:30 geplant (ist halt so eine Maier die man gerne knacken würde) und dann die letzten Kilometer geht´s nicht mehr. ich habe es nun schon 3 mal probiert und jedesmal zwischen 2 und 6 Minuten zu langsam.
Aber du hast deine PB dabei richtig deutlich unterboten ! 13 Minuten sind 2,5 km, die du jetzt vor deinem imaginären alten Ego ins Ziel kamst. Das ist doch mal ne Marke! Glückwunsch!
Ich bin auf deinen Bericht vom 100er gespannt!

Jörg hat gesagt…

Mit Chicago und nächstes Jahr wohl Wien stehen schon noch einige Städte auf dem Plan, aber die werden wohl alle nicht auf Bestzeit gelaufen. Die Tendenz geht doch eher in Richtung Ultra und Landschaft.

..und Münster ist wirklich schön, Lizzy. Hätte für mich die rechte Größe und die Uni tut der Stadt auch gut

binoho hat gesagt…

Gratuliere Jörg,
13 min ist ne starke Verbesserung.
Mir gings scheinbar ähnlich (allerdings keine PB), hab es dieses Jahr 2* auf 3h30 probiert,allerdings im Frühjahr in der 28°C Hitze mit 3h44 verglüht und vergangenen Sonntag nach super Training mit 3h43 ab HM nicht mehr zulegen können und ab km30 ganz stark abgebaut.
Ich denke auch dass esfür mich so schnell keinen mehr auf Zeit geben wird. Im Frühjahr möcht ich dann mal die 6h probieren

Anonym hat gesagt…

Hi - was lese ich denn da? Kaum bin ich mal ein paar tage im Urlaub purzelt bei Dir die PB - und dann auch noch sooo deutlich! Sei stolz darauf - das hast du toll hingekriegt! Und ein Krampf kann immer mal wieder vorkommen. Ein Marathon ist halt nie 100% planbar. Aber die Freude über die PB sollte doch alles überwiegen.
Viele Grüße
Petrs