1.4.07

Steigerlauf

Die Laufsaison beginnt für mich fast immer Ende März oder Anfang April mit dem Steigerlauf in Erfurt. Es ist einer der schönen kleineren Volkssportläufe, die immer wieder schön sind und von denen es kaum jemand berichtet. Ich habe in Laufen-aktuell einen Bericht geschrieben, den es hier auch noch mal gibt:

Darf man eigentlich Laufberichte schreiben, auch wenn die Läufe wenig spektakulär sind und man nicht so schön wie Frau Schmitt schreiben kann?
Probieren wir es. Der unspektakuläre Lauf hat mehrere Namen. Es gibt ihn als Steiger(Frühjahrs)lauf oder Steiger(Pizza)lauf, alle diese (Klammerzusätze) ignorierte ich und fuhr zum Steigerlauf. Der Steiger ist der Stadtwald von Erfurt. Wenn man von der Autobahnabfahrt Erfurt West in die Stadt fährt, rollt man mehrspurig durch ihn bergab, was für die Autofahrer schöner ist als für Läufer, falls diese nicht gerade Auto fahren. Doch beim Steigerlauf berührt man die Straße nicht mal akustisch.



Es war mein dritte Steiger(Frühjahrs)lauf, denn die 13 km sind üblicherweise mein Saisonstart. Letztes Jahr waren wir über schneebedeckte Wege gelaufen, dieses Jahr war es ein echter Frühjahrslauf, bei dem ich die Kurzhosensaison eröffnete. Meine Bestzeit aus dem Schnee lag bei 1:09, so dass eine neue PB, - naja halt über 13 km - das erreichbare Ziel schien.

Der Lauf habe ich in meinem Laufkalender als hüglig gekennzeichnet. Zuerst geht es auf ca. einen Kilometer 50 HM bergab. Ich stellte mich als nun alter Hase vorn an und rannte wie wild los, denn danach folgt schmaler Waldweg, wo jeder Überholversuch durch die Büsche führt. Diese Taktik ging schon mal auf, und ich konnte ohne das übliche Gedränge weiterlaufen. Nun führt die Strecke auf 4 km ca. 150 Hm bergauf. Ich lief ein Stück schwatzend mit einem Läufer, dessen Shirt auf den Ort meiner Kindheit verwies. Da ich eine Bestzeit wollte, ließ ich ihn hinter mir. Der lange Anstieg war geschafft, geradeaus, dann 100 m steil bergab und bergan durch einen Graben. Ich erfreute mich an den aus dem Laub hervorkommenden Frühjahrsblumen, als Himmel und Erde ihre Position wechselten. Vielleicht hätte ich statt der Frühlingsblumen doch die Wurzeln im Graben beachten sollen. Der Schreck war größer als der Schaden der kleinen Schürfwunden an Hand und Knie. Meine Mutter hätte wohl früher mild mit mir geschimpft, dass ich beim ersten mal in kurzen Hosen mir gleich die Knie aufschlage. Den nächsten Kilometer hatte ich zu tun, den Schreck zu überwinden. Dann überholte ich einige Läufer, die sich vorher erkundigt hatten, ob ich Hilfe bräuchte.

Dann begann die 4 km Bergabstrecke in denen wir wieder 150 HM verloren. Langsam wurde die Zeit interessant. An den Bäumen waren verschieden Zahlen mit Farbe gemalt, manche könnten Kilometerangaben dieses Laufes oder seines Vorgängers vor 10 Jahren sein. Bei Baum 7 war ich bei 38 min, Baum 8 bei 42:30. Etwa 50 m vor Baum 9 bog die Strecke nach rechts ab. Die Jahre zuvor sprinteten bergab immer einige Läufer an mir vorbei. Dieses Jahr wurde ich jedoch geschoben von den warmen Sonnenstrahlen und sammelte einige Läufer ein, die größere Gruppe vor mir blieb jedoch im gleichen Abstand. Ich merkte die fehlenden Tempoläufe und Intervalle, denn trotz vorhandener Kraft wollten die Beine sich einfach nicht noch schneller bewegen. Da war ich schon am tiefsten Punkt der Strecke, nun also den Anfangskilometer bergan. Nach einer kleine fiesen Extraschleife der Strecke, damit die Läufer von oben ins Ziel kamen, hatte ich nach 1:03:20 den Lauf geschafft.

Im Ziel bekam jeder Läufer eine Rose und einen 2 Euro-Rabattbon für den Italiener im Steiger, womit auch dieser Name geklärt wäre.
Gefreut habe ich mich über die PB, wenn ich auch im letzten Jahr mit einer sechs Minuten langsameren Zeit Neunter meiner Altersklasse wurde, während es dieses Jahr nur zum zwölften Platz. reichte. Die Welt ist halt ungerecht.

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